Entstehung und Entwicklung des Angriffsplanes.
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b) Meinungsaustausch über die Aufgaben der 18. Armee.
Den Michael III-Angriff sah die 18. Armee nicht als besonders
schwierig an. Schon Mitte Januar hatte ihr Generalstabschef, General¬
leutnant von Sauberzweig, in einem Brief an Oberstleutnant Wetzell der
Überzeugung Ausdruck gegeben, daß innerhalb von zwei bis drei Tagen
Somme und Erozat-Kanal erreicht sein würden: „Diese Linie wird nicht
überschritten. Alle Reserven werden in nordwestlicher Richtung abgedreht
und in dieser Richtung, linker Flügel auf Pöronne, zum Angriff angesetzt.
Aus dem Anfang Februar vorgelegten Angriffsentwurf der 18. Armee
schien nun hervorzugehen, daß sie die ihr zugewiesenen Kräfte ziemlich
gleichmäßig ohne besonderen Schwerpunkt auf die Front vom Omignon-
Bach bis zur Oise verteilen wollte. Einen Vorstoß starker Kräfte über
La Fere hielt sie wegen der schwierigen Entwicklung aus der dortigen
Straßenenge für wenig aussichtsvoll. Sie glaubte, den Zweck, dort und
weiter nördlich feindliche Reserven auf sich zu ziehen und festzuhalten,
durch ein Täuschungsunternehmen erreichen zu können. Zu diesen Ab-
sichten bemerkte die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, daß der
Schwerpunkt aus den Nordflügel des Angriffs zwischen Omignon-Bach
und Somme gelegt werden müsse, während dem schwächer auszustattenden
Angriff zwischen Somme und Oise nur die Flankendeckung zufalle; auf
den Vorstoß aus La Fvre dürfe trotz seiner Schwierigkeit nicht verzichtet
werden. Dieser Auffassung stimmte General Ludendorfs am 10. Februar
zu und stellte für den Rebenangriff über La Fvre noch einige Jäger-
Bataillone in Aussicht. Am 3.März betonte er, es sei „bei schnellem und
günstigem Verlauf des Michael-Angriffs durchaus erwünscht, daß der linke
Flügel der 18. Armee noch über den Kanal vordringe"; gemeint war der
Crozat-Kanal. Dazu sollten jetzt auch möglichst viele Divisionen der
7. Armee zum Nachziehen über La Fsre bereitgestellt werden.
Die Heeresgruppe griff diesen Gedanken freudig auf und zog aus ihm
in einer Eingabe vom 6. März weitere Schlußfolgerungen. Sie rechnete
nach Beginn der Offensive mit schnellem Einsetzen französischer Gegen-
Wirkung, und zwar bei durchschlagendem deutschen Erfolge durch unmittel-
bare Unterstützung der Engländer. Schritten die Franzosen etwa über die
Linie Roye—Noyon in nordöstlicher Richtung zu Gegenangriffen, so würde
ein starker Flankenstoß aus der Linie Fussy—Tergnier sehr wirksam sein.
Hierzu müßten an diesen Punkten Brückenköpfe schnell in die Hand ge-
nommen werden. Zur Durchführung einer „großzügigen Offensive im
Siegfried-Gebiet" verfüge die Heeresgruppe aber nach Beginn des Michael-
Angriffs an eigenen Reserven nur noch über drei zum Angriff geeignete