Entstehung und Entwicklung des Angriffsplanes.
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damit zu rechnen ist, daß die Masse der englischen Reserven durch den
St. Michael-Angriff weiter südlich gebunden sein wird. Es wird sich daher
für die St. Georg-Operation zunächst darum handeln, rasch beiderseits
Armentisres ... in Richtung Hazebrouck vorwärts zu kommen und gleich¬
zeitig den Vpern-Bogen von Nordwesten abzuschnüren".
Damit war jeder Zweifel beseitigt, daß die Georg-Angriffe nur noch
als Aushilfe für den Fall in Frage kamen, daß der entscheidungsuchenden
Michael-Operation der erstrebte volle Erfolg nicht beschieden sein sollte.
Auch in bezug auf die Durchführung der Michael-Operation selbst
bestanden noch längere Zeit verschiedene Auffassungen. Die Heeresgruppe
Kronprinz Rupprecht wie die 17. Armee versuchten mehrfach die Zu¬
stimmung der Obersten Heeresleitung dazu zu erreichen, daß der Nord¬
flügel des Michael-Angriffs wenigstens bis an die Scarpe ausgedehnt
werden dürfe, um die flankierende Wirkung auszuschalten, die aus dem
Räume südlich von Arras gegen den nach Südwesten gerichteten Angriff
der 17. Armee befürchtet wurde. General Ludendorfs war an sich
dem Wunsche durchaus zugeneigt, sah sich aber doch am 8. Februar auch
in dieser Frage zu der Antwort genötigt, daß „mit Rücksicht aus die zur
Verfügung stehenden infanteristischen und artilleristischen Kräfte" der
Durchbruch nur in dem am 24. Januar befohlenen Umfange ausgeführt
werden könne. Die 17. Armee habe daher aus der Front Fontaine-les
Croisilles^)—Kanal westlich von Graincourt anzugreifen. Bei günstigem
Verlauf sollte die Operation einige Tage später nach Umgruppierung der
Michael-Artillerie durch den Angriff „Mars linker Flügel" erweitert
werden.
Die 17. Armee bat aber am II. Februar bei Vorlage ihres Angriffs-
entwurfs nochmals, die Durchführung des Mars-Angriffs nicht an feste
Befehle zu binden und ihn nicht erst nach völlig durchgeführtem neuen
Artillerieaufmarsch gleichzeitig beiderseits der Scarpe anzusetzen, sondern
der Führung freie Hand zu lassen, auch mit Hilfe der für Mars bereit¬
gehaltenen Kräfte einen Erfolg des rechten Flügels von Michael I weiter
auszubauen. General Ludendorff bezeichnete diesen von General von
Krafft bei einer Besprechung am 12. Februar im Armee-Hauptquartier
St. Amand näher begründeten und auch von General von Kühl befür¬
worteten Gedanken „als den glücklichsten Ausweg aus der beengten Lage,
in die er die 17. Armee ganz gegen seinen Wunsch habe versetzen müssen".
Die geforderte vermehrte Kräftezuteilung an die 17. Armee glaubte er
jedoch nicht bewilligen zu können. Infolgedessen blieb auch der Heeres-
gruppe Kronprinz Rupprecht nichts anderes übrig, als die 17. Armee am
i) 3 km nordöstl. von Croisilles.
Weltkrieg. XIV. Band.