Volltext: Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht in den ersten zwei Kriegsjahren (Ergänzungsheft 5 1933)

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Franek 
Leistungsfähigkeit der Monarchie sowie durch die Entwicklung ihrer 
gesamtwirtschaftlichen Lage. 
Die Haupterzeugungsstätten schwerer Waffen, Skodawerke und Ar¬ 
senal, verstanden es zwar in verhältnismäßig kurzer Zeit, ihre Lei¬ 
stungsfähigkeit zu vervielfachen. Aber auch diese blieb unzulänglich. 
Die Böhler werke, Witkowitz und eine neu geschaffene ungarische Ka- 
nonenfabrik konnten erst 1916 mit der Geschützerzeugung anfangen. 
Für sehr wichtige Kriegsmittel, so besonders für Schieß- und Spreng¬ 
mittel, gab es überhaupt nicht genug leistungsfähige Erzeugungsstätten. 
Neue Kriegsproduktionsstätten mußten erst geschaffen werden. Zudem 
entbehrte die Wirtschaft nicht nur die vielen Arbeitshände schwer, die 
ihr durch den Krieg entzogen waren, .sondern es begannen auch 
wichtige Rohstoffe knapp zu werden. Kupfer, Blei, Zink waren schon 
„Sparmetalle", wurden zentral bewirtschaftet und konnten vielfach 
nur mehr durch empfindliche Eingriffe in die Privatwirtschaft für die 
Heeresverwaltung gewonnen werden. Auch an Gummi und an manchen 
chemischen Grundstoffen zur Erzeugung von Sprengmitteln mangelte es. 
Es wird gezeigt werden, daß in den ersten zwei Kriegs jähren allen 
diesen Hindernissen zum Trotz auch die Erneuerung der Artillerie 
gewaltige Fortschritte machte. 
In gewisser Hinsicht, wenn auch lange nicht so entscheidend wie 
bei der Artillerie, beeinflußte die Entwicklung der Kriegsindustrie auch, 
den Ausbau der Fußtruppen. Der Verbrauch an Gewehren und Ma¬ 
schinengewehren war groß, die Erzeugung anfänglich sehr gering. Es 
gab, besonders im ersten Kriegsjahre, Zeiten, wo die Ausrüstung der 
Ersätze mit Gewehren große Sorgen bereitete. Das ganze Jahr 1915 
hindurch mußte in der Heimat die Handhabung des Gewehres mit 
Holzstangen geschult werden. Wenngleich die Waffenfabriken in Steyr 
und in Raab ihre Leistung ganz gewaltig steigerten3) und auch aus dem 
Felde zurückgebrachte Waffen wieder hergestellt wurden, reichte die 
Produktion nur zur Not hin, die Marschformationen knapp vor ihrem 
Abgang ins Feld mit Gewehren zu beteilen. Der Gedanke, während des 
Krieges auf ein neues Gewehrmodell, ein Einheitsgewehr, überzu¬ 
gehen, der die berufenen Stellen im Jahre 1915 beschäftigt hatte, wurde 
unter diesen Umständen fallengelassen. 
3) Die Steyrwerke brachten ihre Monatsleistung von 22.800 (Oktober 1914) auf 
82.000 Gewehre (Juli 1916), die ungarische Waffenfabrik in derselben Zeit von 11.000 
auf 22.000 Gewehre. Beide hatten damit nahezu das Höchstmaß ihrer Leistungs¬ 
fähigkeit erreicht.
	        
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