Volltext: Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht in den ersten zwei Kriegsjahren (Ergänzungsheft 5 1933)

Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht in den ersten zwei Kriegs jähren 
19 
kader zusammengestellten Verbände konnten trotz bestem Willen den ge¬ 
stellten Aufgaben nicht gewachsen sein. Sie waren schon arg hergenom¬ 
men, als sie im September 1914 ihrer ursprünglichen Bestimmung zuge¬ 
führt und auf ihre Truppenkörper aufgeteilt wurden. Den gleichen 
Weg ging im Herbst 1914 ein beträchtlicher Teil der bald nach Kriegs¬ 
beginn formierten Landsturmeinheiten des zweiten Aufgebotes (Land¬ 
sturm-Territorial- und Etappenformationen). 
Wenn nach dem Tiefstande der Wehrmacht um die Jahreswende 
1914/15 zuerst ein mühsamer, vom Gorlicefrühling an ein lebhafterer 
Aufschwung Platz griff, so geschah es — zumindest so weit die Fu߬ 
truppen in Frage kamen — wieder fast ausschließlich dadurch, daß 
Marschformationen oder Landsturmverbände aller Art zu selbständigen 
Kampftruppen aufrückten. Auch dabei spielten die Kriegsereignisse 
eine große Rolle. Häufig in dem Sinne, daß an Frontteilen mit geringen 
Verlusten die regelmäßig einlangenden Ersätze zur Bildung neuer 
Kampfeinheiten verwendet wurden. Davon abgesehen, verlangten aber 
die Ereignisse zuweilen gebieterisch die Bildung neuer Kräfte. Z. B. bei 
Errichtung des Abwehrwalles in den Ostkarpathen durch Gdl. Pflanzer, 
beim Aufbau der Südwestfront durch GdK. Rohr und bei der Zusam¬ 
menstellung der Kräfte zur Offensive gegen Serbien und Montenegro im 
Herbst 19151). 
Der Ausbau der Artillerie war von den Kriegsereignissen weniger 
beeinflußt. Die Verlängerung der Karpathenfront, das Auftreten des 
neuen Feindes an der Südwestgrenze, die Erfahrungen bei der Sommer- 
offensive in Rußland und bei der Abwehr am Isonzo ließen zwar die 
ganze Unzulänglichkeit unserer Artillerie ausrüstung voll in Erscheinung 
treten und drängten nach Abhilfe; diese konnte jedoch durch Notschöp¬ 
fungen nur in äußerst bescheidener Weise gebracht werden. Während 
man die Fußtruppen durch Improvisationen immerhin fühlbar zu ver¬ 
mehren vermochte, konnte hier nur ein planmäßiges Vorgehen Erfolg 
bringen. Zu einem solchen Plan, der gleichzeitig die Artillerie vermeh¬ 
ren und in ihren wichtigsten Geschützen erneuern sollte, hatte sich 
die Heeresleitung schon Anfang 1915 entschlossen2). Das Zeitmaß seiner 
Verwirklichung war aber wesentlich bestimmt durch die industrielle 
!) Vgl. Österreich-Ungarns letzter Krieg IV. Bd., S. 91. 
2) Siehe S. 28. Vgl. auch Österreich-Ungarns letzter Krieg, Bd. I, S. 31 ff ; 
Bd. II, S. 17 ff, Bd. IV, S. 98 ff. Weiters : Franek, Probleme der Organisation im 
ersten Kriegs jähre, Mil.wiss. Mitt. 1930, S. 977 ff. In dem letztgenannten Aufsatze 
ist auf Seite 985? achte Zeile von unten, die Ziffer 600 auf 800 zu berichtigen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.