Volltext: Lemberg 1914

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Kriegsvorbereitungen und erste Kämpfe. 
Wenn man diese Daten mit dem Aufklärungsergebnis unserer Kavallerie 
vergleicht, so zeigt sich bezüglich der Ostfront ein den tatsächlichen Verhält¬ 
nissen sehr nahekommendes Bild. Aber leider sind die Nachrichten, speziell 
bezüglich des wichtigen feindlichen Südflügels, nur höchst verschwommen zum 
AOK. gelangt und überdies waren auch noch andere widersprechende Mel¬ 
dungen gekommen (C. IV., S. 447, Fliegermeldung und Bericht des AGK. 
Stanislau). 
Noch ein anderer Umstand machte sich in verhängnisvoller Weise geltend. 
Mit dem ursprünglichen Aufklärungsbefehle (AOK., Op.-Nr. 520) waren 
ziemlich weite Ziele gegeben gewesen. Als sich bis zum 17. Aug. die großen 
Schwierigkeiten zeigten, die der Kavallerie entgegenstanden, waren diese Ziele 
wesentlich eingeschränkt und die weiter vorgedrungenen Kavalleriedivisionen 
am 19. Aug. zurückgerufen worden, wie dies bereits früher erwähnt wurde. 
Es war nun ein Verhängnis eigener Art, daß die Rückmärsche beinahe auf 
Tag und Stunde mit dem Vormarschbeginne des Feindes zusammenfielen. 
Allerdings kamen auch hierüber noch mehrfache Meldungen, und zwar am 
21. über Einbrüche am Zbrucz, über den Vormarsch starker Kolonnen von 
Ost und Nord gegen Tarnopol, dann auch von der 24. HKBrig. über 
feindliche Kolonnen, die Szklin und Mysliny erreichten. Des weiteren riß 
aber die Aufklärung zu diesem Zeitpunkte nahezu gänzlich ab, speziell 
aus dem wichtigsten Räume Zloczów—Tarnopol kamen nahezu überhaupt 
keine Nachrichten mehr. 
Nach dem Unternehmen vom 21, war die 4. KD. wieder an die Chaussee 
Lemberg—Zíoczów, die 8. KD. nach Tarnopol zurückgenommen worden, 
und es klaffte nun zwischen beiden eine 60 bis 70 km breite Lücke, in die 
sich die 9. und 10. r. KD. einschoben. Diese Tatsache hätte gewiß nicht 
so weitgehende Folgen haben können, wenn die Aufklärung in Ostgalizien 
einheitlich geregelt worden wäre. Aber dies war nicht geschehen. 
Ursprünglich hatte wohl das XI. KK. den Befehl über den ganzen 
Hauptrayon einheitlich geführt, gegen Mitte August aber war die Befehls¬ 
führung geteilt auf das 3. AK. und AGK. Stanislau übergegangen. Die Ab¬ 
grenzung der Befehlsbereiche war mitten durch den Grenzrayon Zloczów (bei 
Podkamien) gegangen, und so kam es, daß schon von vornherein gerade dieser 
wichtige Raum bezüglich Aufklärung vernachlässigt war. Außerdem war auch 
noch infolge der nur auf Offensive eingestellten Denkungsart die Aufklärung 
nur nach vorwärts geregelt worden, und eine Abgrenzung der Zonen nach 
rückwärts, wie dies nun plötzlich notwendig geworden wäre, hatte überhaupt 
nicht stattgefunden. So waren auf einmal, ohne daß man sich dessen versehen 
hatte, nahezu sämtliche aus dem Räume Zloczów—Tarnopol gegen Lemberg 
führenden wichtigen Marschlinien von unserer Kavallerie gänzlich entblößt, 
Es verblieben in diesem Räume noch Teile der 11. ID., doch nahmen diese, 
wie sich noch zeigen wird, an der Aufklärung nicht teil. 
Gewiß war es dem AOK. recht gewesen, daß bis zu diesem Zeitpunkte 
die Abhaltung des Feindes gelungen war. Aber an einem großen und ein¬ 
heitlichen Plane, der die Ergebnisse der Grenzkämpfe in einen direkten
	        
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