Volltext: Lemberg 1914

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Kriegsvorbereitungen und erste Kämpfe. 
Nun war im Räume um 2olkiew Ruhe geschaffen. Die Infanterie wurde 
frei, die 2. KD. konnte für die bevorstehenden Operationen bei Mosty 
Wielkie bereitgestellt werden. 
Resultate. 
Der nennenswerte Einfluß, den der bisherige Grenzkrieg auf die begin-45 
nenden Operationen nahm, macht einen Rückblick nötig, wobei auf den 
Zeitpunkt, die angewandten Methoden und die Ergebnisse 
der Aufklärung speziell hingewiesen werden soll. 
Der frühe Beginn der Aufklärungstätigkeit hatte die Gefahr eines raschen 
Kraftverbrauches in sich geschlossen und ebenso auch die Gefahr, daß die 
erzielten Nachrichten durch Ereignisse überholt werden konnten (C. IV., 
S. 367). Leider ist beides eingetreten. Doch hat es gewiß auch wichtige Gründe 
für den zeitlichen Beginn der großen Aufklärung gegeben. 
Der Zweifrontenkrieg war das Kernproblem des Krieges in Galizien. 
Während man gegen Norden schlagen wollte, mußte man sich irgendwie gegen 
Osten sichern. Deshalb handelte es sich dem AOK. darum, Nord- und Ost¬ 
gruppe des Feindes mit einiger Deutlichkeit festzustellen: „Von entscheidender 
Wichtigkeit ist die sichere und rasche Aufklärung des Raumes zwischen Bug 
und Weichsel und die Konstatierung des feindlichen Südflügels im Räume 
nördlich des Dnjestr." Weiters war hinsichtlich der am Sereth stehenden 8., 5. 
und i. KD. befohlen: „Kavalleriegros möglichst vereint südlich der Bahn 
Tarnopol—Proskurow—2merinka ansetzen (C. IV., S. 368). Wenn auch 
vielleicht weniger auf große Ergebnisse frontaler Aufklärung zu rechnen war, 
so konnten wenigstens aus der Lage des feindlichen Südflügels recht weit¬ 
gehende Rückschlüsse auf die Gesamtverteilung des Feindes gezogen werden. 
Es ist dies aber leider aus dem Befehle heraus nicht ganz verstanden worden, 
und so sind die Ergebnisse der Aufklärung nahezu vollständig verpufft. 
Wenn weiters von den seitens unserer Kavalleriedivisionen angewandten 
Methoden die Rede ist, sei einleitend eine Reminiszenz gestattet. 
Die Verwendung von Kavallerie vor den Armeen ist uralt, aber Metho¬ 
den und Organisationen haben vielfach gewechselt. Lange Zeit bestanden 
Unterschiede zwischen schwerer Schlachtenkavallerie und leichten Truppen für 
den Dienst vor den Fronten. Die Schaffung einheitlicher Kavallerie, ihre Zu¬ 
sammenfassung in Divisionsverbände und ihre einheitliche Verwendung nach 
bestimmten Grundsätzen zur Aufklärung wurzelt in den Napoleonischen 
Kriegen. Es haben sich dann 1866 bei uns und 1870 bei den Deutschen sehr 
bedeutende Ansätze für diese Art der Verwendung ergeben, und von dieser 
Zeit an ist der Gedanke theoretisch zu einem System entwickelt worden. 
Mit der beabsichtigten Verwendungsart hatte sich auch der Glaube an 
große Reiterkämpfe vor den Armeefronten entwickelt, mit dem Ziele, einen 
eventuellen Schleier feindlicher Kavallerie durchzureißen, gleichzeitig aber 
auch die feindliche Aufklärung in ihrem Zentrum zu treffen und zu lähmen. 
Solange die Feuerwirkung noch wesentlich geringer war als heute, war 
der Gedanke an Reiterkämpfe beim Zusammenstoße von Kavallerien durch-
	        
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