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schiele ich nach dem linken Arm: Der muß doch weg sein!
Nein, er ist noch da! Blut sickert auö dem Ärmel. Ein
wahnsinniger Schmerz im Schultergelenk. Dabei so etwas
wie Erstaunen in mir: Es gibt also außer dem Fallen
noch «in Verwundeiwerden!
Ich rufe dem nächsten Schwarmführer zu: ,Verwundet!^
Er kriecht her, ich gebe ihm mein Opernglas — zu einem
Feldstecher hatte ich es damals nicht gebracht. Er weiß
anscheinend nicht recht, was er mit mir anfangen soll:
,Nur vorwärts, ich helf« mir schon weiter?
Dann liege ich allein. Die Erde spritzt um mich herum
auf von den einschlagenden Geschoffen. Ein Verwundeter
ist also noch lange nicht sicher!
Ich schiebe mich langsam auf dem Rücken den Hügel ab
wärts. Die Schulter schmerzt mich wie verrückt, der Arm
hängt wie gelähmt herab. Wie sich später herausstellte,
hatte ein« Kugel die Nervenstränge im Oberarm durch
schlagen, war am Achselknochen abgeglitten und in der
Achselhöhle wieder ausgetreten.
Mir war nun alles gleichgültig. Ich stand auf, schwankte
zurück. Ich hatte Glück und wurde nicht mehr getroffen.
Dann kam ich zu einer Scheune. Verwundete, Sterbende
lagen auf Strohhaufen herum. Ein Sanitätsmann zog
mir die Bluse und das blutgetränkte Hemd aus, wand
einen Verband um meine Achsel: ,Wir ermachenS nicht
mehr^, sagte er. Dann ließ er mich liegen; verschwand.
Wundfieber packt« mich, die Zähne klapperten mir.
Was nun, was jetzt, was ist? Kommt noch einmal jemand,
soll ich zugrundegeh«, wie die andern, von denen bald da,
bald dort einer still wird?
Pferdegetrappel in der Ferne, eine Staubwolke über der
Straße. Ein Unteroffizier rennt daher: ,Alles, was noch
kriechen kann, mit mir! Kosaken kommen?
Einige Leichtverwundet« nehmen Gewehre, laufen mit ihm