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vor Beendigung meines Freiwilligenjahres als Unterjäger
in den Krieg gezogen. Mein Schwarm sollte auch einen
Abschnitt zur Sicherung übernehmen.
Ich ließ die Leute mit dem Spaten Kopfdeckungen aus
heben, dann holten wir uns etwas Stroh, Gewehr neben
uns und hingelegt. Jeder Zweite durfte abwechselnd schla
fen, hatten wir ja schon seit drei Wochen keine richtige
Nachtruhe mehr gehabt.
Nach Mitternacht wildes Geschieße vor uns! Eine ruffische
Patruill«. Stockdunkel, nur daö Aufleuchten der Abschüsse
zu sehn. Wir feuern zurück. Hinter uns im Lager gibt es
Unruhe und Verwirrung. Auch dort fangen sie zu schießen
an. So schwirren die Kugeln von vorn und von rückwärts
über uns. Dann legt sich die Aufregung. Gegen Morgen
schlafe ich ein. Es wird hell, ich wache auf, rüttle den
Mann neben mir. Er rührt sich nicht. Da seh ich, daß
er tot ist. Kopfschuß!
Dann heißt's wieder ,<mf!' über einen Wassergraben
schlagen wir eine klein« Brücke. Von den Hügelkämmen
vor uns pfeift es schon herunter. Der Kampf geht weiter.
Wie am Exerzierplatz: ,Sprung vorwärts, Aufsatz 800;
Sprung vorwärts, Aufsatz 700 . . .' Wir find auf 600
Schritte heran.
Mein Zugskommandant, der Leutnant, steht auf, ruhig,
als ob es keine Kugeln gäbe. Hebt die Hand. Ich knie
mich auf, um ihn besser zu sehn. Er sinkt zusammen.
Von vier Kugeln getroffen, wie ich später erfuhr. Wir
hatten sibirische Scharfschützen gegenüber.
Ich rufe: ,Jch übernehme das ZugökommandoH Will ge
rade ,Sprung vorwärts!^ befehlen, habe aber schon zu
lange ein gutes Ziel geboten.
Etwas schlägt mir mit furchtbarer Kraft an die linke
Schulter, reißt mich zu Boden, daß «ö mich fast über
schlägt. Einen Augenblick lang stockt mir der Atem, dann