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schieden ist, die aber doch so geartet ist, daß sie das Bedürf
nis eines jeden erfüllt. Die Natur dieser Beschäftigung,
dieser inneren Anteilnahme, richtet sich nach der persön
lichen Bestimmung, die jeder seinem Leben gibt, oder viel
mehr, die schon in ihn hineingelegt wurde.
So liegt Glück oder Unglück in dem Gelingen oder Miß
lingen des Erreichens dieser Bestimmung.
Auch für das künftige Dasein ist diese Ansicht folgereich.
Denn es kann sich das Erlangen eines anderen Zustandes
nur auf einen bereits erfüllten gründen.
Man kann nur erlangen, wozu man reif geworden ist, es
kann in der Entwicklung des Charakters keinen Sprung
geben."
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„Sitzt's schon wieder über an Büchl, ihr Philosophen!
Was lest'S denn da Schöns?"
Leutnant Hartlieb war es, der so fragte.
„Wir haben gerade gelesen, was man unter Glück ver
steht."
„Das ist nit schwierig. Wenn i a Maß Bier vor mir hätt,
oder beffer, drei Maß und an Schweinsbraten und Knödl,
nacher wär i glücklich."
„So bist du jetzt unglücklich?"
„Unglücklich? Eigentlich ja, genau genommen."
„Au!" schrie Hartlieb plötzlich, duckte sich und griff an sein
Ohr. Eine Kugel hatte es gestreift.
Der Leutnant hatte, aufrecht vor den Lesenden stehend, ein
zu verlockendes Ziel für einen italienischen Scharfschützen
gebildet.
„Saxn, da hab i aber Glück ghabt! An Zentimeter weiter
und der Kopf ist futsch!"
„Na, siehst du", lachte Helfer. „Wie leicht man glücklich
werden kann, auch ohne Bier und Schweinsbraten! Du
hast eben zugegeben, daß du Glück hattest."