Volltext: Geschichte und Geschichten um Friedberg

Geldabstem pelung. 
Um die tfchechifche Valuta (Währung) vor der Inflation 
zu retten, hatte der Finanzminifter die Abftempelung aller 
Banknoten von 10 K aufwärts angeordnet. Für den Stempel 
muftte 1 Prozent des Wertes der Banknote gezahlt werden, 
außerdem behält (idi der Staat die Hälfte des Wertes der 
abzuftempelnden Banknoten zurück. 
Für unfere Gemeinden wurde die Abftempelung in 
Hohenfurth vorgenommen. Dahin mußten alle Banknoten 
gebracht werden, fonft waren fie wertlos. Man fah nun, 
daft ziemlich viel Bargeld unter den Leuten war. Aus einem 
kleinen Dorfe fammelte ein Mann, damit nicht jeder Einzelne 
den weiten Weg nach Hohenfurth machen muftte, das vor¬ 
handene Papiergeld und brachte eine Summe von 39.000 K 
zufammen. Hunderte von Perfonen machten den Weg nadi 
Hohenfurth zu Fuft, trugen ihre Banknoten hin und warteten 
geduldig ftundenlang auf die Abftempelung. Geduldig! Sie 
murrten nicht. Einer meinte: „Hätte idi doch für mein Geld 
mein Haus reparieren laffen. Jet?t muft idi foviel herfdienken." 
Eine arme Frau erbarmte mir. Sie erzählte, daft ihr 
Mann in der Gefangenfchaft fei. Sie habe kleine Kinder 
daheim. In der letzten Zeit habe fie eine Kuh weggeben 
müffen und nur wenig dafür eingenommen. Sie habe eine 
neue Kuh um 2400 K gekauft, aber der Verkäufer habe 
abgeftempeltes Geld dafür verlangt. Wenn man ihr aber 
bei der Abftempelung die Hälfte des Geldes nehme, habe 
fíe nicht mehr genug Geld. Sie habe ein Zeugnis des Ge~ 
meindevorftehers und werde die Kommiffion bitten, ihr 
das Geld zu belaffen. Sie bat umfonft. Weinend kam fie 
zurück. Sie hatte die Hälfte des Geldes dem Staate laffen 
müffen. 
So hart das Vorgehen des tfchedioflowakifchen Staates 
auch war, hatte es doch wieder fein Gutes. Er hat uns 
dadurch vor der Inflation bewahrt, die den ©fterreichern 
nicht bloft die Hälfte, fondera faft das ganze Vermögen raubte. 
Am 27. September 1919 haben die Kronen-Noten 
„abgefchlagen". Die Regierung erlieft ein Gefet?, daft die 
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