Volltext: Geschichte und Geschichten um Friedberg

Kirche wankte. Seit zwei Jahren hatte er mit bifchöflicher 
Erlaubnis im Tafelzimmer des Pfarrhofes (wegen Alters- 
fchwäche und wegen eines fchmerzlichen Blafenleidens) die 
heilige Meffe gelefen. Am 13. Dezember 1905 ftarb er um 
9 Uhr abends und wurde am hiefigen Friedhofe begraben. 
DerVerftorbene war ein geraderund heiterer Charakter, 
ein gewiffenhafter Priefter, gaftfreundlich und allgemein be¬ 
liebt. Mufik, Blumen und Kinder waren feine Lieblinge. 
Nodi jet?t erzählen alte Leute von den Feften, welche ét¬ 
als Kaplan in den 50er Jahren für die Kinder veranftaltete. 
Am 30. Jänner 1905 kam als neuer Pfarrer Hermann 
Jofef Voraberger, der bisher Subprior in Schlägl gewefen war. 
Der Weltkrieg. 
Darüber finde idi in der Pfarrchronik recht wenig ver¬ 
zeichnet. Der arme Dechant Hermann hatte foviel Sorgen, 
muüte foviel Berichte an die Behörden machen, muj?te die 
Flächen meffen, auf denen das Getreide und die anderen 
Feldfrüchte angebaut waren ufw. So fchríeb er in diefer 
traurigen Zeit nichts auf. Was hier gefchrieben fleht, fdireibe 
ich aus dem Gedächtniffe und aus mancherlei Aufzeich¬ 
nungen, die ich fand. 
Am 26. Juli 1914 war der Mobilifierungstag. Alle 
militärpflichtigen Männer mußten einrücken. Und das waren 
viele. Daheim blieben die Kinder, die Frauen und alte 
oder kränkliche Männer. Aus manchem Haufe mußten gleich 
zwei oder drei Männer fort. War das ein Jammer! 
Die fchwachen Frauen, die Kinder, die Greife mußten 
die Arbeit tun. Und immer wieder kamen Ajjentierungen. 
Und noch mehr mußten einrücken, zulegt gar die 17jährigen 
Burfchen. Dann kamen die Lieferungen, das gewaltige Heer 
brauchte Nahrung. Der Bauer oder eigentlich die Bäurin 
mufrte Korn, Kartoffeln, Fett, Vieh an die Kriegsgetreide- 
(oder Vieh-) Verkehrsanftalt verkaufen. An fonft_ niemand. 
Es kam ein Kommi|jär, fchrieb vor, wie viel Korn, Kar¬ 
toffeln ufw. zu liefern feien. Für das Gelieferte wurden gute 
Preife gezahlt. 
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