Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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weilten die Slawen in diesen Gegenden; sie waren sehr fried¬ 
liche Leute und beschäftigten sich mit der Bodencultur. Nachdem 
Tode Garibald's II. herrscht über 40 Jahre ein fast undurch¬ 
dringliches Dunkel über die Schicksale der Bajoaren. Wir wissen 
nur, daß in dieser Zeit Herzog Theodo I. Baiern beherrscht 
haben soll. Er war ein Zeitgenosse des Slavenfürsten Samo, 
der die Nordslawen zu einem großen Reiche vereinigte, dessen 
Mittelpunkt Böhmen war und das höchst wahrscheinlich auch 
Oberösterreich am linken Donauufer umfaßte. 
Mit Samo's Tode 662 zerfiel die große slavische Macht. 
Die Avaren wurden jetzt ungemein mächtig, zwischen ihnen und 
den Baiern kam es an beiden Ufern der Ens zu wiederholten 
Schlachten, wodurch diese Gegenden furchtbar verwüstet wurden. 
Inzwischen waren im fränkischen Reiche wichtige Verände¬ 
rungen vorgegangen. Die Schwäche und die Uneinigkeit der frän¬ 
kischen Könige aus dem Hause der Merovinger benützten die 
fränkischen Hausmeier, die ursprünglich Aufseher über den könig¬ 
lichen Hofhält und die Lehensleute waren, um die königliche Ge¬ 
walt an sich zu reißen. Das Verhältniß gestaltete sich bald so, 
daß die Hausmeier die wirkliche Gewalt besaßen, die Merovin¬ 
ger nur Schattenkönige waren. Der fränkische Hausmeier Pipin 
von Heristall gedachte Baiern wieder in engeren Verband mit 
dem fränkischen Reiche zu bringen. Damals herrschte in Baiern 
der Agilolfinger Theodo II. seit dem Jahre 690. Es ist nicht 
wahrscheinlich, daß er mit Pipin Krieg geführt hat, da der frän¬ 
kische Hausmeier sich mit ihm durch Verwandtschaft verbunden 
hatte. Pipin hatte nämlich Plectrude, eine Prinzessin des agilol- 
fingischen Hauses, zur Frau. 
Auch melden die Chroniken, daß die Franken erst unter 
Pipin's Sohn, unter Carl Martell, die Grenzen Baierns wieder 
überschritten. Die Abhängigkeit Baiern vom fränkischen Reiche 
war damals sehr lose. 
Wie ein unabhängiger Fürst theilte Theodo im Jahre 702 
sein Reich mit seinen 3 Söhnen. Er selbst nahm seinen Sitz in 
Regensburg, der älteste Sohn Theodebert beherrschte die Um¬ 
gegend von Salzburg, der 2. Sohn Grimoald übte von Freising 
die Herrschaft aus und der 3. Sohn Theodoald erhielt das 
Land zwischen der Ens und dem Inn zugewiesen. 
Diese Reichstheilung war unheilvoll für das Haus der 
Agilolfinger, denn es entstanden sehr bald Streitigkeiten wegen 
der Erbfolge, deren Schlichtung die Franken übernahmen. 
Herzog Theodo hatte aus einer 2. Ehe noch einen 4. Sohn 
Odilo oder Utilo, der bei der Theilung des Reiches nicht er¬ 
wähnt wird, weil er wahrscheinlich noch minderjährig war.
	        
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