Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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Schüler EugiPPius, dem Abte eines Klosters bei Neapel, verfaßt 
ist, führt uns so recht mitten hinein in die Stürme der Völker¬ 
wanderung, in die Zeit des Unterganges der römischen Herr¬ 
schaft in den Donauländern. Wir sehen daraus, daß Norikum, 
welches schon durch die Angriffe der deutschen Stämme ungemein 
litt, eine wolgeordnete, kirchliche Einrichtung besitzt. Die Verwü¬ 
stungen, welche die deutschen Stämme, die Heruler, Rugier in 
Norikum anrichteten, brachten die römische Bevölkerung schon zur 
Verzweiflung. Da erschien, wenn auch nur vorübergehend, ein 
Retter in der Person des hl. Severin. 
Seine Abstammung hatte er stets im Dunkel gehalten, aus 
seinen Reden entnahm man aber, daß er aus dem fernen Osten, 
wahrscheinlich aus Afrika gekommen sei. Von vornehmer Ab¬ 
kunft, hatte er lange Zeit in der Einsamkeit gelebt, da trieb ihn 
eine göttliche Stimme an, den von den deutschen Barbaren be¬ 
drängten Bewohnern von Norikum Trost und Hülfe zu bringen. 
Seine Enthaltsamkeit erschien übermenschlich, bei der heftig¬ 
sten Kälte ging er barfuß, er war an das strengste Fasten ge¬ 
wöhnt, Hunger und Entbehrung schien er nur in der Seele der 
Nothleidenden zu erblicken. 
Es war ein erhebender Anblick, wie das von den Deutschen 
so schwer bedrängte, römische Norikum, um den katholischen Glau¬ 
ben zu bewahren und die römische Cultur zu retten, sich willig 
der Leitung eines frommen, gottbegeisterten Mönches hingab, der 
wie ein rettender Engel das ganze Land durchzog, ermahnte, 
Buße predigte, tröstete, Hilfe brachte, so viel er vermochte. 
Sein Ansehen war bald groß im Lande; unbedingte Herr¬ 
schaft über die Natur maß man ihm bei und Gottes Zorn traf 
leden Verächter seines Wortes. 
Severin, der Apostel von Norikum, vermochte durch die 
Kraft seiner Rede, durch seine prophetische Gabe auf die Fürsten 
der Barbaren, wie auf die Römer gleich einzuwirken. Er war 
auch der Urheber des Klosterwesens in oen Donaugegenden. Er 
gründete an mehreren Orten Klöster, deren Bewohner kein blo¬ 
ßes, beschauliches Leben führten, sondern sich vor allem dem 
Dienste der leidenden Menschheit widmeten. 
Severin starb am 8. Jänner 481 oder 482. Trotz seiner 
angestrengten Thätigkeit konnte er nicht verhindern, daß in un¬ 
seren Gegenden eine römische Stadt nach der andern in die 
Hände der Deutschen fiel, daß die christliche Religion und Bil¬ 
dung unausgesetzt bedroht war. 
Nach dem Tode Severin's herrschte in unserem Vaterlande 
eine gräuliche Verwüstung. Städte, Burgen und christliche 
Kirchen fielen in Trümmer und längere Zeit verfloß, bis das 
Christentum wieder dauernd angepflanzt wurde.
	        
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