Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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war edel; es kannte kein anderes Ziel, als die Völker zu be¬ 
glücken. Seine Absichten waren rein und erhaben. 
Josef II. war ein Schätzer der Menschheit. Das müssen 
bei unparteiischer Prüfung seiner Regierungshandlungen selbst 
seine Gegner zugestehen. 
Es fehlte allerdings dem Regierungssysteme des Kaisers 
nicht an bedeutenden Schattenseiten. 
Daß die meisten seiner Reformen, die alle Gebiete des 
kirchlichen und staatlichen Lebens umfaßten, scheitern mußten, 
erklärt sich daraus: Josef II. fehlte bei der Ausführung seiner 
Reformen nicht selten in der Wal der Mittel und der Personen; 
er gieng zu rasch vor, wollte mit einem Schlage neue Zustände 
schaffen und berücksichtigte nicht die historischen Rechte der Stände, 
des Adels und der Geistlichkeit. Auch zeigte sich, daß die Völker 
Oesterreichs für das Verständniß mehrerer seiner Reformen noch 
nicht reif waren. 
Der Kaiser wollte alle seine Länder gleichförmig verwaltet 
wissen, was bei dem großen nationalen Unterschiede der Bewoh¬ 
ner Oesterreichs nicht durchzuführen war. Er hielt sich für den 
ersten Beamten des Staates und war rastlos thätig. 
Seine reformatorische Wirksamkeit hatte auch für unser 
Vaterland große Tragweite. Durch seine kirchlichen Reformen 
wollte er die Oberhoheit des Staates über die Kirche begründen 
und die Letztere soviel als möglich vom jeden fremden Einflüsse, 
namentlich von der Obergewalt des Papstes loslösen. 
Im Jahre 1781 erschien das Toleranzpatent, welches 
den Lutheranern, Reformirten, nicht unirten Griechen die Privat¬ 
übung ihres Glaubens, das Recht, Bürger zu werden, Grund¬ 
stücke zu erwerben und zu Staatsämtern zu gelangen, gestattete. 
Gleich nach der Veröffentlichung dieses Patentes bildeten 
sich im Hausruck- und im Traunviertel in der Gegend von 
Wels, Thenning, Kematen, Wallern, in der Scharten, um Ru- 
zenmoos, um Vöcklabruck und um Eferding Gemeinden der augs- 
burgischen Confession, welche Bethäuser, jedoch ohne einen öffent¬ 
lichen Eingang von der Gasse, ohne Glockenthurm und Geläute 
erbauen, Schulen für die Kinder errichten, die Prediger und 
Schullehrer erwälen konnten 1783. 
Im Salzkammergnte entstanden evangelische Gemeinden 
zu Goisern, Hallstatt und Gosau 1784. 
Die Juden erhielten beträchtliche Freiheiten und eine Er¬ 
leichterung ihrer Lage. 
Der Kaiser erneuerte das schon von seiner Mutter einge¬ 
führte Placetum regium, welches die päpstlichen Bullen und die 
Hirtenbriefe der Bischöfe der landesfürstlichen Genehmigung un¬ 
terwarf. Er ertheilte, um den Verband des österreichischen Klerus 
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