Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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Bis zu ihrem letzten Athemzuge huldigte die erhabene 
Fürstin dieser reformatorischen Thätigkeit. 
Der Ausbruch des großen siebenjährigen Krieges zwischen 
Oesterreich und Preußen (1756—1763), der unserem Vaterlande 
wol große Opfer auferlegte, aber seinen Schauplatz in anderen 
Ländern hatte, hat die Durchführung der von der Kaiserin er¬ 
lassenen Reformen nicht beseitigt, sondern nur zeitweise gehemmt. 
Durch diese reformatorische Thätigkeit, auf welche der Haus-, 
Hof- und Staatskanzler Fürst Kaunitz und andere Staats¬ 
männer großen Einfluß nahmen, hat sich Maria Theresia ein 
dauerndes Verdienst um Oesterreich erworben. Diese 
Reformen der Kaiserin gestalteten auch die bisherigen Verhält¬ 
nisse unseres Vaterlandes um. 
Das Verhältniß zwischen Kirche und Staat ord¬ 
nete Maria Theresia, indem sie von dem Gesichtspunkte aus- 
gieng, daß dem Staate ein Oberaufsichtsrecht über die Kirche 
gebühre. Die Kaiserin war eifersüchtig auf ihre Regentenrechte 
und trotz ihrer Frömmigkeit, welche manchmal an Bigotterie 
grenzte, duldete sie keine Uebergriffe der Geistlichkeit in das 
staatliche Leben. 
Sie führte das sogenannte Placetum regium ein. Dies 
war eine Verordnung, nach welcher die päpstlichen Bullen und 
die Hirtenbriefe der Bischöfe nur dann verkündigt werden durf¬ 
ten, wenn sie die landesfürstliche Genehmigung erhalten hatten. 
Die Klöster wurden einer zeitgemäßen Reform unterzogen; 
sie verloren das Asylrecht und ihrem Bestreben nach Erwerbung 
von Grundbesitz wurde durch Aufhebung der Steuerfreiheit, 
welche bisher die Geistlichkeit und auch der Adel genossen hatten, 
ein Ziel gesetzt. 
Andere Verordnungen regelten den Verkehr der Geistlich¬ 
keit mit Rom, der nur durch die Vermittlung der Staatskanzlei 
stattfinden sollte und schafften einzelne Mißbräuche, Unordnungen 
und abergläubische Vorurtheile ab, welche theilweise von der 
Kirche geduldet worden waren. 
Von großer Tragweite war die Aufhebung des Je¬ 
suitenordens, welche Papst Clemens XIV. vorgenommen 
hatte 1773. 
Die Jesuiten verloren in den österreichischen Ländern, 
aus welchen Maria Theresia den zur Hebung des Schul- und 
höheren Unterrichtswesens bestimmten Studienfond gründete, 
ihre Besitzungen. 
In Oberösterreich wurden die Besitzungen der Jesuiten in 
Linz (das große Collegium auf dem gegenwärtigen Domplatze 
und das nordische Stift in der heutigen Bethlehemgasse), in 
Steyr, ferner die dem Orden gehörigen Herrschaften Traunkirchen,
	        
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