Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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Die Klöster hatten eine Ausnahmsstellung. Sie hatten über 
ihre Unterthanen ihre eigene Gerichtsbarkeit, die in den Händen 
der Hof- oder Stistsrichter sich befand. 
Hemmend wirkte auf die Ausübung der Gerichtsbarkeit 
das Asylrecht ein, welches vorzugsweise die Klöster besaßen. 
Verbrecher und Missethäter flüchteten sich, um dem Arme der 
strafenden Gerechtigkeit zu entgehen, oft in ein Kloster oder in 
eine Kirche; sie standen dadurch unter geistlichem Schutze und 
es bedurfte oft langwieriger Unterhandlungen, bis die Kirche 
den Frevler an das weltliche Gericht auslieferte. 
Für unschuldig Verfolgte, die der Blutrache oder der Ge¬ 
walt schlechter Richter entgehen wollten, war freilich das Asyl¬ 
recht der Kirche vom großen Nutzen. Durch eine übel verstan¬ 
dene Mildthätigkeit erschwerte dieses Asylrecht die Handhabung 
der Rechtspflege im hohen Grade. 
Spuren von der Wirksamkeit des mittelalterlichen heim¬ 
lichen oder Vehmgerichtes lassen sich unter Kaiser Fried¬ 
rich III. in Oberösterreich nachweisen. 
Die Rechtspflege wurde ausgeübt auf Grundlage des Ge¬ 
wohnheitsrechtes, welches in eigenen Rechtsbüchern, den Pan- 
taidingen, aufgezeichnet war. Die Gerichtsverhandlung hieß 
„Dingen oder Taiding." 
3. Adelsgeschlechter. 
Die bedeutendsten Adelsfamilien, welche in der erwähnten 
Zeitperiode auf dem vaterländischen Boden eine hervorragende 
Rolle spielten, waren außer dem Geschlechte der Schaunberger, 
deren Schicksale bereits früher eingehender besprochen wurden, 
folgende: 
Das Geschlecht der Walseer, welches von den Habs¬ 
burgischen Herzogen sehr bedeutende Lehensherrschaften im Lande 
ob der Ens erhielt. Die Walseer hatten am linken Donauufer, 
ferner im Tratnachthale Besitzungen, welche den Zusammenhang 
des ausgedehnten Grundbesitzes der reichsunmittelbaren Grafen 
von Schaunberg unterbrachen. Durch Begünstigung der Walseer 
gedachte schon Herzog Albrecht II. der Weise die Macht der 
Schaunberger zu erschüttern. Im Jahre 1364 erbaute Eber¬ 
hard von Walsee auf dem Klausberge bei Mühllaken die Burg 
Ober-Wal see. 
Das Geschlecht der Herren von Rohr. Diese Familie 
war aus Baiern eingewandert, hatte Besitzungen um Krems¬ 
münster und die feste Burg Leonstein, welche Herzog Albrecht III. 
1390 zerstörte. 
Auf dem Boden, wo heute die Pfarrkirche Rohr steht, hatte 
dieses Geschlecht, an welches die Namen der Ortschaften Ober-
	        
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