Volltext: Landeskunde von Oberösterreich

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zum Feuertode verurtheilt und auf einer Wiese bei Konstanz 
verbrannt, 6. Juli 1415. Die Nachricht von seiner Hinrich¬ 
tung rief aber in Böhmen eine furchtbare religiös-politische Be¬ 
wegung hervor, den Hussitenkrieg 1419—1436. 
Die Anhänger des Huss betrachteten ihn als einen Mär¬ 
tyrer, der sich für seine Lehre geopfert hatte und erhoben die 
Masten gegen die katholische Kirche und gegen die einheimische 
Königsdynastie. Die Hussiten gewannen tüchtige Führer an 
Ziska von Trocnow , an Prokop den Großen und waren bald 
Herren des Königreiches Böhmen. 
Eine furchtbare Zerstörungswut und einen großen Fana¬ 
tismus entwickelten sie gegen die Anhänger der römisch-katholi¬ 
schen Kirche. Kirchen und Klöster in Böhmen giengen in Flam¬ 
men aus, Mönche und Nonnen wurden schonungslos ermordet 
und zallose Kunstschätze vernichtet. 
Durch ihr wildes Treiben waren besonders die wilden oder 
schwarzen Hussiten, die Taboriten, gefürchtet. 
Die raschen Erfolge, welche die Hussiten in Böhmen über 
die Katholiken errangen, erklären sich aus ihrer Kriegskunst. 
Die Kriegsführung der Hussiten bildet den Uebergang von der 
Kriegskunst des Mittelalters zu dem der Neuzeit. Sie legten das 
Hauptgewicht auf das Fußvolk und nicht auf die Rei¬ 
terei. 
Die Hussiten waren allerdings sehr mangelhaft bewaffnet, 
ihre Waffen waren Dreschflegel, Sensen, Spiesse u. s. w. Er¬ 
litten sie eine Niederlage, was selten der Fall war, so zogen sie 
sich in eine aus Streitwagen gebildete Wagenburg zurück und 
vertheidigten sich hier gegen die Angriffe der Feinde. 
Der Papst ließ gegen diese furchtbaren Feinde das Kreuz 
predigen und rief die europäischen Mächte zum Kampfe auf. 
Aber alle Heere, die der deutsche Kaiser Sigismund gegen die 
Hussiten nach Böhmen führte, erlitten schmähliche Niederlagen. 
Die Tapferkeit der Huffiten war eine unwiderstehliche. 
Nachdem die Hussiten ihre Herrschaft in Böhmen fest be¬ 
gründet hatten, dehnten sie ihre Plünderungszüge in die benach¬ 
barten Länder aus. Dreimal kamen sie auch nach Oberöster¬ 
reich und plünderten das Mühlviertel vom äußersten westlichen 
bis zum äußersten östlichen Punkte. Sie drangen bis zur 
Donau vor. 
Herzog Albrecht traf verschiedene Anstalten, um seine Län¬ 
der zu .schützen, was jedoch nur unvollkommen gelang. Der Her¬ 
zog erließ ein allgemeines Aufgebot. 
Der Lehnsadel und die Hausbesitzer in Ober- und 
Niederösterreich wurden aufgeboten. Der Herzog stellte sich dem 
Feinde zwar mit wechselndem Glücke, aber immer mit Mut und
	        
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