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Die kleineren Zentren bis 1900 
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fus wurde denn auch wegen Verrats militärischer Geheimnisse zu 
Degradation und lebenslänglicher Kerkerstrafe verurteilt (22. Dezem 
ber 1894). Die Zeremonie der Degradation wurde auf dem Pariser 
Marsfeld in Gegenwart einer sich dicht drängenden Zuschauermenge 
vollzogen. Nach der Verkündung des Urteils rief Dreyfus aus: „Ihr 
habt einen Unschuldigen verurteilt. Es lebe Frankreich, es lebe die 
ArmeeI“ Diese Worte rief er wiederholt aus voller Kehle auch noch, 
als man ihm unter dem wütenden Geschrei der Menge: „Tod dem 
Verräter!“ die Achselstücke herunterriß und über seinem Kopfe den 
Offiziersdegen entzweibrach. Der Menge zu Gefallen beschlossen die 
Behörden, die lebenslängliche Haft des Verurteilten in eine langge 
dehnte Todesmarter zu verwandeln. Dreyfus wurde nach einer der 
Inseln von Französisch-Guayana (Südamerika) deportiert, die ihres 
verderblichen Klimas halber als „Teufelsinsel“ verrufen war. Seine 
Frau war bereit, ihm in die Verbannung zu folgen, doch wurde ihre 
dahingehende Bitte in gesetzwidriger Weise abgeschlagen. Von der 
Welt abgeschieden, mit der Verachtung einer ganzen Nation, deren 
Gunst er gesucht hatte, beladen, sah sich Dreyfus auf der öden, von 
den Meereswogen umbrandeten Felsinsel gleichsam bei lebendigem 
Leibe begraben. 
Die Verurteilung von Dreyfus wirkte in höchst ungünstiger Weise 
auf die Lage der gesamten französischen Judenheit zurück. Die auf 
das Haupt eines einzelnen Juden gehäufte Schmach blieb an allen 
seinen Stammesgenossen haften. Die geistlichen und weltlichen An 
tisemiten gewannen festen Boden unter den Füßen und durften sich 
nunmehr in öffentlichen Versammlungen, im Parlament sowie in der 
Presse nach Herzenslust austoben. Sie forderten mit Ungestüm den 
Ausschluß der Juden aus dem Staatsdienst und hofften, nach und 
nach die völlige Aufhebung der jüdischen Gleichberechtigung durch 
setzen zu können. „Der Verräter Dreyfus“ wurde in diesen Kreisen 
zu einem anderen Namen für den Juden schlechtweg, eine Verallge 
meinerung, vor der zuweilen sogar Liberale nicht zurückschreckten. 
Der französischen Judenheit aber, die während des langen Assimila 
tionsprozesses national wehrlos geworden war, ging die Kraft ab, ge 
gen ihren Feind geschlossen vorzugehen. Es war offensichtlich, daß 
nur die Rehabilitation des Verurteilten einen Umschwung in dem Ver 
hältnis der Franzosen zu den Juden herbeiführen konnte, doch stan 
den dem fast unüberwindliche Hindernisse im Wege, da die Wieder-