Volltext: Die neueste Geschichte des jüdischen Volkes (8, Die Neueste Geschichte ; 1928)

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Viertes Kapitel 
Die Stabilität der alten Ordnung 
in Österreich 
§ 35. Die allgemeine Judenpolitik. Die „Tolerierten“ 
Am standhaftesten behauptete sich gegen den Ansturm der Revo 
lution die österreichische Monarchie. Nach dem Tode Josephs II. 
(1790) machte der „aufgeklärte“ Absolutismus einer politischen Re 
aktion Platz. Die französische Revolution, die „Thron und Altar“ 
überall ins Wanken brachte, veranlaßte die Stützen der alten Ord 
nung, jedem Reformversuch nur noch entschiedeneren Widerstand 
entgegenzusetzen. Ebensowenig vermochten die Napoleonischen Kriege, 
die Österreich zwar seine italienischen Gebiete kosteten, die Stamm- 
lande aber unangetastet ließen, diese Ordnung zu erschüttern. Das 
Jahr 1806, das sonst in Deutschland bedeutsame, wenn auch nur vor 
übergehende Veränderungen im Gefolge hatte, brachte Österreich 
lediglich eine moralische Demütigung: sein Herrscher mußte der 
Krone des „Heiligen Römischen Reiches“ und der damit verbundenen 
Würde des Oberhauptes der deutschen Nation entsagen. Eine Ver 
fassung fremdländischer Provenienz blieb aber dem gottesfürchtigen 
Habsburgerreiche erspart. 
Der zahlenmäßigen Stärke seiner jüdischen Bevölkerung nach ran 
gierte Österreich in dieser Epoche gleich nach dem durch die polni 
schen Gebiete vergrößerten Rußland. In Wien wie in den deutschen 
Ländern Österreichs überhaupt nur spärlich vertreten, ballten sich 
die Juden in seinen slawischen und ungarischen Ländern zu dichten 
Massen zusammen: in Böhmen und Mähren gab es (nach der Volks 
zählung von i8o3) 76000, in Galizien 295000, in Ungarn mit 
samt dem angrenzenden Slawonien und Triest etwa 85 000 Juden. 
In Wirklichkeit zählte aber das Habsburgerreich zu Beginn des XIX.
	        
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