Anhang
der hier dargestellten Epoche gewidmet ist (Dor dor we’dorschow,
Band Y, Wien 1891). Die bekannten Werke von Joel, Guttmann und
Neumark ergänzen den die mittelalterliche jüdische Philosophie betref
fenden Abschnitt der Literaturgeschichte, der auch in der allgemeinen
Geschichte von Graetz einen überaus ansehnlichen Platz einnimmt
Dem Altmeister unserer Historiographie gebührt rückhaltlose Aner
kennung: die das späte Mittelalter behandelnden Teile des großen Wer
kes von Graetz und insbesondere der achte Band in der verbesserten Auf
lage von 1890 stehen auch heute noch in mancher Hinsicht auf der Höhe
der wissenschaftlichen Kritik. Die diesem Bande beigegebenen Noten, die
nahezu den vierten Teil seines Gesamtumfanges beanspruchen, bilden nach
wie vor den Ausgangspunkt für die Erforschung der umstrittenen
Punkte dieser Periode. In den letzten Jahrzehnten wendete sich die
Aufmerksamkeit der Geschichtsschreiber, dank den in der Genisa ge
machten Entdeckungen, in immer steigendem Maße dem mittelalterlichen
Orient zu. Für die Geschichte des mittelalterlichen Okzidents war von
besonderer Wichtigkeit die Entdeckung der erwähnten aragonischen Ak
ten, die über die Autonomie der jüdischen Gemeinden und über ihre
politische Rolle in Spanien neues Licht verbreiteten. Neue Ausblicke er-
öffneten sich dank den Forschungen von Scherer, G. Caro und anderen
auch in der sozial-wirtschaftlichen Geschichte. Außerdem ist manches,
wie wir gesehen haben, in jüngster Zeit auf dem „exotischen“ Gebiete
der Geschichte der polnischen Juden geleistet worden, für deren Dar
stellung Graetz nur ein sehr unzulänglicher Stoff zur Verfügung stand.
All dies kann uns, im Zusammenhang mit dem Wandel der allgemeinen
Auffassung der jüdischen Geschichte, von dem Verlauf des geschichtlichen
Prozesses im späten Mittelalter eine viel klarere Vorstellung vermitteln.
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