Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

Osteuropa und der jüdische Orient 
oberung Ägyptens und Yorderasiens durch die osmanischen Türken, 
fest in der Hand behielten. 
Die Mamelucken gelangten in Ägypten zur Macht und begründeten 
dort ihre Dynastie ganz auf dieselbe Weise, wie einstmals die Seld- 
schuken im Kalifat von Bagdad. Die Leibgardisten der Ejjubiden- 
sultane von Kairo, die zu Kriegern ausgebildeten Sklaven aus Asien 
(„Mameluck“ heißt soviel wie „Leibeigener“, „Kaufsklave“) stürzten 
diejenigen, die ihrem Schutze anvertraut waren, und brachten Sultane 
aus ihrer eigenen Mitte auf den Thron. Die ersten Sultane aus der 
neuen Dynastie wendeten von Ägypten die Gefahr der Invasion der 
Mongolen ab, deren bereits in Palästina eingebrochene Horden sie ver 
trieben, und schufen so um das Jahr 1260 für den Mameluckenthron 
von Kairo eine feste Grundlage. Der erste Sultan aus dieser Dynastie, 
Bibars (1260—1277), ein „zweiter Saladin“, der die Überreste der 
Kreuzfahrer an der palästinensischen Küste bekriegte und gleichzeitig 
dem Ansturm der Mongolen von den Euphratufern her erfolg 
reichen Widerstand leistete, war von dem Wunsche beseelt, Kairo 
zur geistigen Metropole des Islam zu erheben. Zu diesem Zwecke be 
rief er aus Bagdad einen Nachkommen der Abbassiden und verlieh 
ihm die höchste geistliche Würde im Islam, den Titel eines „Kalifen“. 
Die neuen „Kalifen“ glaubten nun zum Ruhme des Islam nichts 
Besseres tun zu können, als die Andersgläubigen zu bedrücken. Sie 
versuchten den „Omargesetzen“ von neuem Geltung zu verschaffen 
und die schmachvollen Sonderzeichen wieder einzuführen, um so die 
Zeiten des Bagdader Kalifen Mutawakil und des ägyptischen Kalifen 
Hakim gleichsam Wiedererstehen zu lassen. Diese Tendenz kam be 
sonders kraß zu Beginn des XIV. Jahrhunderts in der Regierungszeit 
des Sultans Al-Nassir zum Ausdruck. Seinen Triumph hatte der ägyp 
tische Klerikalismus nicht zuletzt seinen Gesinnungsgenossen aus 
Maghreb zu verdanken, dieser alten Brutstätte des Fanatismus, die 
nach dem Sturze der Almöhaden in nähere Beziehungen zu Ägypten 
getreten war. Über den Verlauf dieser Ereignisse wissen die ägyp 
tischen Chronisten folgendes zu berichten 1 ). 
Im Jahre i3oi traf in Kairo auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka 
■t) Die diesbezüglichen Berichte der muselmanischen Chronisten Al-Nuwejrij 
und Ibn-Nakkasch stimmen in den Hauptpunkten völlig überein. Der spätere jü 
dische Chronist Joseph Sambari gibt die Geschehnisse mit sagenhaften Aus 
schmückungen wieder. S. Bibliographie.
	        
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