Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

§ 48. Das innere Leben und der Rabbinismus 
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verbrannt. Dieser in seinen Einzelheiten nicht aufgeklärte Zwischen 
fall scheint irgendwie mit den damals so häufigen Anklagen wegen 
Blasphemie in Zusammenhang gestanden zu haben. Unter solchen 
Umständen mußte sich R. Lipmann-Jomtob auch in seiner schriftli 
chen Apologie „Nizzachon“, in der er die Grundlosigkeit der evangeli 
schen Überlieferungen und mancher bei den Christen beliebter Aus 
legungen der alttestamentlichen Prophezeiungen zu erhärten suchte, 
die allergrößte Zurückhaltung auferlegen. Desungeachtet schien den 
christlichen Theologen die Kritik des R. Lipmann so gefährlich zu 
sein, daß der Brandenburger Bischof Bodecker es noch ein halbes 
Jahrhundert später für geboten hielt, „den neuen Blasphemien“, die 
der Rabbiner „den alten beigefügt“ hätte, in einer besonderen Schrift 
entgegenzutreten 1 ). Auch die deutschen Theologen der späteren Zeit 
polemisierten häufig gegen den Verfasser des Buches, das schon 
allein durch seinen Titel: „Der Sieg“ die Gegner in Harnisch brachte. i) 
i) In der bischöflichen Apologie heißt der Verfasser des „Nizzachon“ R. 
Libman aus Krakau. Angesichts der völligen Ungewißheit, die über die näheren 
Lehensverhältnisse des R. Lipmann besteht, ist schwer zu entscheiden, ob wir 
es hierbei mit einem Irrtum zu tun haben oder ob der Autor des „Nizzachon“ 
zu der polnischen Hauptstadt, die mit dem tschechischen Prag regsten Verkehr 
unterhielt, in der Tat in unmittelbarer Beziehung stand.
	        
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