Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

§ 38. Rabbinismus und konservative Philosophie (Crescas) 
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stilischer Sprache dem König Pedro „Ratschläge und Belehrungen“ 
erteilte. Santob (Schemtob) stand schon dem Vater des Pedro, Al 
fons XI., nahe. Im Kreise der Höflinge erschien der freimütige jü 
dische Dichter gleichsam als Widerspiel zu den Finanzmännern, die 
den jüdischen Namen durchaus nicht immer in Ehren hielten. Als 
alterprobter Ratgeber nahm sich Santob die Freiheit, an den jugend 
lichen König, dessen Leben in Familienzerwürfnissen und Bürger 
krieg auf ging, gereimte Ermahnungen in Form von Sentenzen zu 
richten. In seinen mit Bibelversen und talmudischen Sinnsprüchen 
gewürzten Strophen tadelte Santob die unersättliche Habgier der Men 
schen und verherrlichte das Wissen als ein „durch Geld nicht zu er 
werbendes Kleinod“. Bezeichnend für ihn ist die folgende Strophe: 
„Man schätze mich nicht gering! Welcher reiche Jude könnte mit 
mir den Wettkampf auf nehmen und singen, was ich singe?“ Den dem 
Hofe nahestehenden reichen Juden mochten die gerade auf sie ge 
münzten Moralpredigten ihres Stammesgenossen wohl kaum besonders 
behagt haben. Dieser spanische Troubadour des XIV. Jahrhunderts 
ist indessen eine ebenso seltene Ausnahmeerscheinung wie Süßkind 
von Trimberg im Deutschland des vorhergehenden Jahrhunderts 
(oben, § 26).
	        
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