§ 36. Aragonien, Navarra, Portugal
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Granada und Marokko verschiedene Aufträge auszuführen hatten.
Auch unter den reichen Kaufleuten oder den dienstfertigen Gemeinde-
häuptern erfreuten sich manche der königlichen Gunst. Indessen wa
ren die aragonischen Herrscher zugleich eifrig darauf bedacht, keine
Mißstimmung bei der katholischen Geistlichkeit hervorzurufen. Die
Könige Alfons IV. und Pedro IV. (1827—i38o) hielten sich daher
formell an die an ti jüdischen Kirchenregeln. So mahnten sie in ihren
Erlassen immer wieder daran, daß die Juden verpflichtet seien, „um
sich an öffentlichen Orten kenntlich zu machen“, einen Überwurf
von besonderem Schnitt (capa) oder einen bunten Fleck auf dem
Obergewand zu tragen. Nur die Hofärzte, Dolmetscher und die diplo
matischen Vertrauenspersonen wurden von der Stigmatisierung be
freit; der König Sancho von Mallorca dispensierte überdies auch die
reisenden Großkaufleute vom Tragen des Abzeichens, da dies für sie
„angesichts der fast allgemeinen Feindseligkeit gegenüber den Ju
den“ mit Belästigungen, ja mit Lebensgefahr verbunden war (i323).
Die aragonische „Inquisition zur Ausrottung der Irrlehren“ wachte
ihrerseits sorgsamst darüber, daß jüdische Konvertiten zu ihrem frü
heren Glauben nicht zurückkehrten, und zwang die Könige, den Täuf
lingen jeden Verkehr mit ihren früheren Glaubensgenossen streng
stens zu untersagen. Die Inquisitionsrichter schleppten nicht selten
der „Verführung“ der Christen oder des Zusammenlebens mit Chri
stinnen bezichtigte Juden vor ihr grausiges Tribunal und verurteilten
sie zum Tode und zur Vermögenseinziehung; doch pflegte der König,
allerdings gegen ein entsprechendes Lösegeld, die Verurteilten zu be
gnadigen oder die über sie verhängte Strafe wenigstens zu mildern.
Die predigenden Brüder aus dem Dominikanerorden suchten nach
wie vor die jüdischen Stadtviertel auf, um dort, nicht selten sogar in
den Synagogen, ihre Missionspredigten zu halten, denen die Juden
auf königlichen Befehl beiwohnen mußten; nur wenn die Missionare
in den Kirchen auftraten, wo die jüdischen Zuhörer Beleidigungen
von seiten der Christen ausgesetzt waren, wurden sie von dieser Ver
pflichtung entbunden. Die den Predigten beiwohnenden Juden waren
außerdem zur Beantwortung der von den Predigern an sie gerichteten
Fragen verpflichtet. Nicht selten traten in der Rolle von Missionaren
jüdische Renegaten auf, und in solchen Fällen mochten die Ant
worten der Juden wohl kaum besonders ehrerbietig gewesen sein.
Gegen die Beleidiger der Neophyten wurden jedoch strenge Maßnah