Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

Das spanische Zentrum im XIV. Jahrhundert 
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dieses Jahres gestattete er der Gemeinde von Barcelona, sechzig Ver 
bann tenfamilien Zuflucht zu gewähren und erstreckte später diese 
Erlaubnis auch auf andere Städte. Als Herr der französischen Stadt 
Montpellier teilte sich zwar Jakob II. mit dem französischen König 
Philipp dem Schönen in den Gewinn, der von diesem beim Verkauf 
der beschlagnahmten jüdischen Häuser erzielt worden war (1807), 
doch wollte er in seinem aragonischen Stammlande selbst weder Will 
kürmaßnahmen der Behörden noch Volksexzesse dulden. Als während 
des „Kreuzzuges“ der Pastorellen im Jahre i320, durch den die jü 
dischen Gemeinden Frankreichs so schwer in Mitleidenschaft gezogen 
wurden (unten, § 39), die Banden der Fanatiker in das benachbarte 
Aragonien einbrachen und dort die jüdischen Gemeinden in den 
Städten Jaca und Montclus verheerten, so daß die Gefahr auch für 
die anderen Gemeinden akut wurde, unterdrückte der Infant Alfons 
auf königlichen Befehl mit raschem Zugriff die um sich greifende 
Bewegung und trieb die französischen Mordbrenner aus dem Lande. 
Viele vor den neuen Schrecken aus Frankreich geflüchtete Juden fan 
den ein Asyl in den Besitzungen der aragonischen Feudalherren. Viel 
schwerer war es, der in eine Massenpsychose ausgearteten Volksbe 
wegung des Jahres i348 Herr zu werden, als nach Spanien zusam 
men mit der wütenden Pest, dem sogenannten „Schwarzen Tod“, aus 
den anderen europäischen Ländern auch die Seuche des Judenhasses, 
die Fabel von der Quellen- und Brunnenvergiftung durch die Ju 
den eindrang (unten, § 44)- Im Juni i348 hatte bereits in Bar 
celona ein Judengemetzel begonnen, das von den Stadtbehörden nur 
mit größter Anstrengung unterdrückt werden konnte. Noch größeren 
Schaden erlitten die anderen Gemeinden Kataloniens: Lerida, Ge~ 
rona, Tarragona, Cervera, wo Hunderte von Juden der Raserei der 
Christen zum Opfer fielen und der jüdische Besitz völlig ausgeplün 
dert wurde. Die Katastrophe scheint auf ihren katalonischen Herd 
beschränkt worden zu sein und die übrigen Provinzen nicht berührt 
zu haben. 
Den aragonischen Gebietern des XIV. Jahrhunderts standen zwar, 
wie erwähnt, keine jüdischen Finanzagenten als „Staatsschatzmeister“ 
zur Seite, doch pflegten auch sie in weniger exponierte Ämter häufig 
Juden einzusetzen. So wird in den königlichen Akten wiederholt jü 
discher Leibärzte, Dolmetscher sowie diplomatischer Zwischenträger 
Erwähnung getan, die an den Höfen der maurischen Herren von
	        
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