§ 1h. Die Maimonisten und ihre Gegner
wollen, zu den Dominikanern von Montpellier und sprachen zu ihnen:
„Wisset, daß es in unserer Stadt viele Ketzer und Gottlose gibt, die
sich durch die Lehre des Moses aus Ägypten (Maimonides), des Ver
fassers ruchloser philosophischer Bücher, verführen ließen. Vertilget
ihr eure Ketzer, so vertilget mit ihnen auch die unseren und verbren
net die schädlichen Bücher“. Zugleich legten sie den Mönchen Aus
züge aus den Werken des Maimonides vor, bei deren Lektüre den ge
schworenen Feinden der Gedankenfreiheit wohl die Haare zu Berge
gestiegen sein mußten. Darauf wurde dem von dem Papst zur Anlei
tung der Ketzerrichter nach Südfrankreich entsandten Kardinal-Lega
ten über die ganze Sache ausführlicher Bericht erstattet. Der Kardi
nal, der die Befürchtung hegte, daß die Ansichten des jüdischen Phi
losophen sich auch unter den Christen verbreiten könnten (war doch
der „Führer“ bereits ins Lateinische übersetzt), traf hierauf die Ver
fügung, daß die von den Rabbinern angezeigten Bücher des Maimoni
des den Flammen preisgegeben werden sollten. So wurden denn die
jüdischen Häuser in Montpellier nach Abschriften des „Führers“ und
des „Buches der Erkenntnis“ durchsucht und die Vorgefundenen
Exemplare öffentlich verbrannt (Ende des Jahres 1233). Überdies
verfielen die geächteten Bücher auf kirchlichen Befehl dem gleichen
Los auch in Paris, wobei, wie erzählt wird, zur Entzündung des Schei
terhaufens eine aus einer katholischen Kirche herbeigebrachte Altar
kerze verwendet wurde.
Dieses verräterische Bündnis der Fanatiker der Synagoge mit de
nen der Kirche, den erbitterten Verfolgern des Judentums, rief in
den Gemeinden der Provence und Spaniens helle Entrüstung hervor.
Sogar die gemäßigte Partei rückte nunmehr von Salomo und seinem
Anhang als von niedrigen Denunzianten entschieden ab. Die übereifri
gen Dunkelmänner wurden in einer Reihe geharnischter Sendschrei
ben mit Flüchen überhäuft. Der Schriftsteller Abraham ben Chisdai
aus Barcelona, der Übersetzer eines arabischen didaktischen Werkes:
„Der Prinz und der Derwisch“ („Ben ha’melech we’ha’nasir“), ver
sandte ein Rundschreiben an die Gemeinden Spaniens, in dem er sei
ner Entrüstung über die Verfolger des schöpferischen Denkens freie
sten Lauf ließ. Ramban und Meir Abulafia, durch die Handlungs
weise der Fanatiker beschämt, wahrten tiefstes Schweigen. Alfachar
war der einzige, der, in Erwiderung der von David Kimchi erhobenen
8 Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Bd. V