Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

Die Periode der Kolonisierung 
In derselben vor dem Konzil verlesenen Rede forderte Egica, auf 
die Verwahrlosung mancher Kirchen hinweisend, zu deren baldmög 
lichster Renovierung auf, da ja „die ungläubigen Juden höhnend 
davon reden, daß die christlichen ßasiliken sich in noch schlimme 
rem Zustande befänden, als ihre verpönten und zerstörten Syna 
gogen“ 
Die Absperrung der spanischen Häfen gegen die Juden und das. 
Verbot der freien Handelsbetätigung überhaupt mochten zu neuen 
Scheintaufen Anlaß gegeben haben, doch mußten sie zugleich auch 
einen neuen Antrieb für die Auswanderung nach Afrika bilden. Hier 
schlossen sich die Auswanderer offen den zum Eroberungszug ge 
gen Spanien sich rüstenden und unmittelbar vor der Überquerung der 
Meerenge von Gibraltar stehenden Arabern an und leiteten auch des 
wegen Unterhandlungen mit den in der Heimat zurückgebliebenen, 
unter der christlichen Maske leidenden Brüdern ein. Egica blieb die 
Beteiligung der Juden an den arabischen Kriegsrüstungen nicht un 
bekannt, was ihn dazu veranlaßte, im Jahre 694 sein Parlament, das 
(siebzehnte) Kirchenkonzil von Toledo, in aller Eile einzuberufen. 
Nachdem der König den Konzilteilnehmern die von ihm den Juden 
erwiesenen „Wohltaten“, worunter er die den Täuflingen in Aus 
sicht gestellten Begünstigungen verstand, in Erinnerung gerufen 
hatte, erklärte er, daß die Verruchten ihm seine Gnade nun mit 
schnödem Undank vergolten hätten: „Es ist uns vor kurzem aus zu 
verlässigen Zeugenaussagen bekannt geworden, daß sie (die spani 
schen Juden) mit fremdländischen Juden aus überseeischen Ländern 
Unterhandlungen eingeleitet haben, um sich gegen das Christenge 
schlecht zu verschwören“. Durch diese Nachricht in große Erregung 
versetzt, zögerte das Konzil nicht, über das Judentum endgültig den 
Stab zu brechen: „Angesichts dessen, daß die Juden (die sich ledig 
lich zum Scheine taufen ließen) nicht nur das Gewand des Glau 
bens besudelt haben, in das sie die mütterliche Kirche nach der He 
bung aus der Taufe gehüllt hat, indem sie ungeachtet ihres Ver 
sprechens nach wie vor an ihren Bräuchen festhielten, sondern auch 
noch eine Verschwörung anzuzetteln gewagt haben, um sich der 
Staatsgewalt zu bemächtigen“, so haben sie voll und ganz die fol 
gende Strafe verwirkt: von nun ab haben alle spanischen Juden für 
alle Zeiten als Leibeigene des Staates zu gelten, und dem König steht 
das Recht zu, sie seinen Untertanen zu Eigentum zu geben, wobei es 
« 
86
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.