Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

§ 7. Die Herrschaft der Kirchenkonzile in Spanien 
daß ihr gotteslästerliches Verhalten noch mehr empören muß als 
das Verhalten derjenigen, die durch das zu neuem Leben erweckende 
heilige Taufwasser noch immer nicht geläutert sind. So beschwöre 
ich euch denn, ihr Ehrwürdigen und Glückseligen, . . . daß ihr mei 
nem Gebieter und Erlöser Jesus Christus zu Ehren einen vom Geiste 
der Aufrichtigkeit und der Wahrhaftigkeit getragenen, Gottes und 
meines Glaubens würdigen Beschluß fassen möget, ohne Ansehen der 
Person und ohne euch durch irgendwelche von ihnen (den Juden) 
ausgehende Versprechen irremachen zu lassen. Möge Gott, der mir 
über die Gläubigen, die mein Stolz sind, die Macht verliehen hat, 
mich als würdig erachten, auch aus den Ungläubigen (für den wah 
ren Glauben) Nutzen zu ziehen“. Diese hochtrabenden Redensarten 
hatten zur Folge, daß das achte Konzil alle von dem vierten Konzil 
gutgeheißenen drakonischen Maßnahmen gegen die falschen Christen 
aufs neue anempfahl, so daß diese, aus Furcht vor dem ihnen dro 
henden Unheil, dem König wieder einmal ein ihre Unterwürfigkeit 
der Kirche gegenüber bezeugendes Bußbekenntnis unterbreiten zu 
müssen glaubten (März 654). 
Das von einer Gruppe von Täuflingen „aus der Mitte der in der 
Stadt Toledo lebenden Hebräer“ („ex Hebreis Toletanae civitatis“; 
in einer anderen Version ist noch „atque Spani,ae“ hinzugefügt) Un 
terzeichnete neue „Placitum“ strotzt so sehr von den allerschwersten 
Selbstanklagen, daß die Mitwirkung der Bischöfe bei der Abfassung 
des Schreibens kaum bezweifelt werden kann. „Wir waren bisher so 
sehr in der Gewalt unseres verstockten Unglaubens und der altein 
gewurzelten Verirrungen unserer Vorfahren — heißt es darin —, daß 
wir an unseren Herrn Jesus Christus nicht in Wahrheit zu glauben 
und an dem katholischen Bekenntnis nicht in aller Aufrichtigkeit fest 
zuhalten vermochten. Nun aber geben wir für unsere eigene Person 
sowie für unsere Frauen und Kinder freiwillig das Versprechen, daß 
wir fortan keinerlei jüdischen Bräuchen mehr nachgehen werden; 
wir werden mit der verachtungswürdigen Gemeinschaft der unge- 
tauften Juden keinerlei Umgang pflegen, auch werden wir keine un 
züchtigen Ehen mit Blutsverwandten bis zum sechsten Grade schlie 
ßen, wie dies bis jetzt bei uns Sitte war, vielmehr nur mit Christen 
beiderlei Geschlechts Eheverbindungen eingehen. Wir werden keine 
Beschneidung an unserem Fleische vornehmen und es unterlassen, 
das Passahfest, den Sabbat und die übrigen Feiertage nach jüdischem 
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