Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

§ 60. Ägypten und Palästina 
rend dieser Kriege ging das alte jüdische Fostat, ein Vorort der 
Hauptstadt, in Flammen auf (1168). Schließlich errangen die Sy 
rer unter der Anführung des großen Feldherrn Saladin, des künf 
tigen Gebieters des Morgenlandes, den Sieg. Damit hatte die Fatimi- 
denherrschaft ihr Ende erreicht. Saladin trat die Regierung als Statt 
halter des Nureddin an (1171) und befahl, daß man fortan in den 
Moscheen für das Wohlergehen der rechtgläubigen abbassidischen 
Kalifen bete. Nach dem Tode des Nureddin (1174) setzte sich Sa 
ladin in den Besitz von Damaskus und rief sich zum Herrscher von 
Syrien und Ägypten aus. Seitdem trachtete er nur noch danach, das 
seine beiden Reichshälften trennende Königreich Jerusalem aus dem 
Wege zu räumen, ganz Vorderasien unter seiner Gewalt zu vereinigen 
und dem Islam zu einem neuen Triumph über das Christentum zu 
verhelfen. Saladin war gleichsam dazu ausersehen, dem Werke der 
Kreuzritter im Morgenlande den Gnadenstoß zu versetzen, eine Auf 
gabe, der er auch ganz gewachsen war, obwohl er sie nicht restlos 
zur Lösung brachte. Der von Saladin im Jahre 1187 proklamierte 
„Heilige Krieg“ endete mit einem glänzenden Siege des großen Feld 
herrn: die Niederlage der Kreuzfahrer in der Schlacht bei Tiberias 
lieferte Saladin fast das ganze christliche Palästina aus. Auch Jeru 
salem mußte sich ihm ergeben, und am 2. Oktober desselben Jahres 
zogen die Christen nach achtundachtzig jähriger Herrschaft aus der 
Stadt. Bald darauf riß Saladin auch das gesamte palästinensische Kü 
stenland an sich, und schon sahen sich die christlichen Gemeinden 
in Syrien von der siegreichen Heeresmacht des Islam unmittelbar 
bedroht. Die Kunde von dem Zusammenbruch der Schutzwehr der 
Kirche im Morgenlande traf das ganze christliche Europa wie ein 
Donnerschlag. Nun rief die Kirche ihrerseits zu einem heiligen Krieg 
auf. Zum dritten Male setzten sich Kreuzfahrer unter Führung von 
drei Monarchen: von Friedrich Barbarossa, Richard Löwenherz und 
Philipp August zur Eroberung des Heiligen Landes in Bewegung 
(1189—1192). An der syrisch-palästinensischen Küste kam es zu 
einer blutigen Schlacht. Die übermenschlichen Anstrengungen der 
gewaltigen christlichen Heeresmacht wurden schließlich mit der Ein 
nahme von Akko belohnt, und die Kreuzfahrer faßten in dem Küsten 
gebiet bis nach Jaffa hin von neuem festen Fuß. Nach dem mit 
Saladin zu Ramleh geschlossenen Frieden (1192) wurde der schmale 
Küstenstrich den Christen überlassen, denen überdies das Recht zu-
	        
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