Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

Die Periode der Kolonisierung 
Fuß. Ihr König Gundobald setzte in seinem Herrschaftsbereiche sei 
nen eigenen römisch-burgundischen Kodex (Lex Romana Burgun- 
diorum, um 5oo) in Kraft. Es kehrte hier das dem Kodex des Theo- 
dosius entlehnte Gesetz wieder, das Ehen zwischen Christen und Ju 
den untersagte, was angesichts des bestehenden Verbotes von Misch 
ehen sogar zwischen Arianern und Katholiken wohl auch nicht wun 
dernehmen kann. Eine andere Bestimmung des burgundischen Ko 
dex besagt, daß ein gegen einen Christen „seine Hand erhebender“ 
Jude, falls er keine Geldbuße erlege, seines Armes beraubt werden 
solle; auf den gegen einen Geistlichen gerichteten Anschlag stand 
aber die Todesstrafe, die durch keine Geldbuße ersetzt werden konnte. 
Zugleich führten auch die kirchlichen Behörden ihr Gesetzgebungs 
werk weiter fort, das einerseits vom Geiste der Mission, andererseits 
von dem Bestreben getragen war, die Andersgläubigen von den Chri 
sten möglichst fernzuhalten. So dehnte im Jahre 5o6 ein aus 35 
Bischöfen sich zusammensetzendes Konzil zu Agde (in der Nähe 
von Narbonne) das obenerwähnte, nur für Priester bestehende Ver 
bot der Tischgemeinschaft mit Juden auch auf die Laien aus, indem 
es die zitierte Begründung noch einmal wiederholte. Daneben setzte 
dieses Konzil auch noch eine neue Regel fest: da nämlich die zum 
Katholizismus übertretenden Juden (die dies wohl nicht aus freien 
Stücken zu tun pflegten) nicht selten in ihren alten Glauben zurück 
fielen, so sollte man diejenigen, die sich taufen lassen wollten, vor 
erst acht Monate lang als „Katechumene“ auf die Probe stellen, da 
mit die Aufrichtigkeit ihres Vorsatzes auf diese Weise geprüft wer 
den könnte; sollten sie indessen während dieser Wartezeit gefährlich 
erkranken, so mußten sie ohne Aufschub zur Taufe gebracht werden 
— wohl aus dem Grunde, weil bei einem Sterbenden der Abfall nicht 
mehr zu befürchten war, so daß seiner Seele das christliche Himmel 
reich nicht länger vorenthalten zu werden brauchte. Den Vorsitz in 
diesem Konzil führte der Erzbischof von Arles, Caesarius, der bei 
der bald darauf über Gallien hereingebrochenen politischen Krise in 
einen unmittelbaren Konflikt mit den Juden geriet. 
Gegen Ende des V. Jahrhunderts setzte sich nämlich im nörd 
lichen Gallien der von dem kriegstüchtigen König Chlodwig ange 
führte Stamm der Franken fest. D,er katholischen Geistlichkeit war 
es gelungen, diesen Halbbarbaren gar bald zum katholischen Glau 
ben zu bekehren und ihn zu einem Feldzug gegen die das südliche
	        
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