Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

Erstes Kapitel 
Das Zeitalter der Kreuzzüge in 
Mitteleuropa 
(1096—1196) 
§ 33. Der erste Kreuzzug (1096) 
In den letzten Jahrzehnten des XI. Jahrhunderts, seit der Zeit, da 
die türkischen Seldschuken sich Jerusalems und des größten Teiles 
von Palästina bemächtigt hatten (1071), tauchten unter den Christen 
Westeuropas immer von neuem beunruhigende Nachrichten darüber 
auf, daß die Muselmanen das Grab Christi und die anderen christ 
lichen Heiligtümer im Heiligen Lande der Entweihung und Schän 
dung preisgäben. Die zur Erneuerung der religiösen Gefühle des 
christlichen Europas in Umlauf gesetzten Gerüchte malten die orien 
talische Gefahr in einer durchaus übertriebenen Weise aus: sie wuß 
ten von unzähligen Opfern des muselmanischen und, wie andere noch 
hinzufügten, des jüdischen Fanatismus zu erzählen, ließen das Bild 
eines unerhörten Martyriums der Kirche erstehen und riefen in den 
Herzen der Gläubigen einen unstillbaren Rachedurst wach. Durch 
diese Gerüchte in Wallung versetzt, gedachten die Christen des We 
stens der Geburtsstätte ihrer Religion. Der Drang nach dem Osten, 
der bis dahin nur in Wallfahrten von zum Grabe des Herrn pilgern 
den andächtigen Christen zum Ausdruck gekommen war, erhielt jetzt 
eine politische Färbung: es erscholl der Ruf zu einem Massenkreuz 
zug nach Palästina, der das Heilige Land von der Unterjochung durch 
die Ungläubigen erlösen sollte. Den lautesten Widerhall fand dieser 
Ruf auf dem Kirchenkonzil von Clermont in Frankreich (1095), auf 
dem der Papst Urban II. die Fürsten und die Ritter dazu anfeuerte, 
das hehre Werk der Befreiung Jerusalems, „des Erdmittelpunktes 
und des zweiten Paradieses“, unverzüglich in Angriff zu nehmen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.