Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

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§ 2. Die ersten Siedlungen in Italien 
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werte Archont“. Leider fehlen in den Inschriften fast durchweg jeg 
liche Hinweise auf das Todesdatum, so daß das Alter des Denkmals 
nur annähernd auf Grund äußerer Anzeichen, der Schriftzeichenart 
oder der Sprachform, erschlossen werden kann. Es steht grundsätz 
lich fest, daß die griechisch abgefaßten Grabschriften, die etwa zwei 
Drittel aller Inschriften ausmachen, zum überwiegendsten Teil aus 
den ersten drei Jahrhunderten der christlichen Ära stammen, wäh 
rend die lateinischen Grabschriften seit dem IV. Jahrhundert beson 
ders häufig zu werden beginnen. 
Nur auf ganz wenigen Denkmälern treten uns Inschriften in 
hebräischer Sprache oder einzelne die griechischen oder lateini 
schen Inschriften beschließende hebräische Worte entgegen (s. z. B. 
das Wort „Schalom“: Friede). Dies zeugt davon, daß die römi 
schen Juden sich lange Zeit hindurch des Griechischen, der inter 
nationalen Sprache des damaligen Orients, als ihrer Umgangs 
und Schriftsprache bedienten, so einen Zweig der jüdisch-hellenisti 
schen Diaspora bildend, und daß der Prozeß der Romanisierung 
der jüdischen Kolonien in Rom erst drei oder vier Jahrhunderte 
nach ihrer Entstehung sich auszuwirken begann. Was aber die he 
bräische Sprache anbelangt, die selbst in Palästina durch die ara 
mäische und griechische aus dem Verkehr verdrängt worden war, so 
bediente man sich ihrer nur ausnahmsweise bei der Abfassung gewis 
ser Urkunden. Die wenigen in dieser Sprache erhaltengebliebenen In 
schriften oder Inschriftenteile sind wohl auf die Mitglieder der oben 
erwähnten „Synagoge der Hebräer“ zurückzuführen, die bei solchen 
feierlichen Anlässen auf die Verwendung der nationalen Schriftzeichen 
besonderen Wert legen mochten. Auf den Prozeß der äußeren Assimila 
tion weist auch die Tatsache hin, daß bei den Juden griechische und 
in noch höherem Maße lateinische Namen vorherrschend waren. Die 
Grabschriften sind überreich an Männer- und Frauennamen wie den 
folgenden: Alypius-Tiberius, Aurelius und Aurelia, Marcellus und 
Marcella, Julia-Ap'hrodisia, „Crispina, Tochter des Procopius“, Eu- 
doxius, Theodotus, Nicodemus, Quirinus, Zosimus, Sabina, Flavia- 
Antonia, Lucretia. Von den hebräischen Namen treten uns in griechi 
scher Transkription am häufigsten die folgenden entgegen: Jakob, 
Juda (Joudas), Jose (Joses), Samuel, Benjamin, Jonatha(n), Sabba- 
tius, Tubius, Manasse (Manatius), Sara, Rebekka, Anna, Esther (Aster) 
usf. Hebräische und fremde Namen kommen auch noch in folgenden
	        
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