§ 13. Die Juden unter Ludwig dem Frommen
häufen“. Indem Agobard dann auf den nationalen Hochmut der Ju
den zu sprechen kommt, führt er aus: „Voll Stolz erklären sie, Nach
kommen der Erzväter, Sprößlinge der Gerechten, Nachfahren der
Propheten zu sein, und ihnen zuhörend, vergessen die Unglückseligen
(die Christen) daran, daß gerade die Propheten ihr Volk stets als
sündebeladen, als nichtsnutziges Geschlecht, als Kinder der Ruch
losigkeit gebrandmarkt haben: ihr Vater war ein Amoriter, ihre Mut
ter eine Hetiterin; sie sind ein Sproß der Fürsten Sodoms und des
Volkes von Gomorrha 1 ). Auch wollen sich die Christen nicht daran
erinnern, daß Johannes, der Vorbote Gottes (der Täufer), sie Ottern
gezücht* nannte, und daß auch der Herr selbst von ihnen als von
einem heimtückischen und verderbten Schlangengezücht zu reden
pflegte. Die Männer aus dem Volke, schlichte Landleute, hören ihnen
zu und geben sich dem Wahn hin, als seien die Juden das einzige
gotterwählte Volk, um dann auch ihre Umgebung daran glauben zu
machen, daß gerade die Juden an dem unverfälschten, an Wahrheit
dem unseren überlegenen Glauben festhielten. So zehrt das Übel an
dem unserer Fürsorge an vertrauten Volke und greift wie eine Seuche
mit jedem Tage immer weiter um sich. Wir scheuten keine Mühe,
um die verirrten Seelen auf den Weg der Wahrheit zu weisen. Das
göttliche Gesetz hat einst Eheverbindungen mit Götzendienern sowie
die Beteiligung an ihren Festmählern und religiösen Zeremonien un
tersagt; auch wir haben nun den von uns Betreuten verboten, in Ge
meinschaft mit den ungläubigen Juden zu essen, zu trinken und zu
leben, damit sie durch die Berührung mit diesen nicht ihre christ
liche Einfalt einbüßen und, den Faseleien der Juden lauschend, sich
nicht in das kunstvoll gewobene Netzwerk der Verirrung einfangen
lassen“. Indessen — beklagt sich Agobard des weiteren — weigert sich
der König hartnäckig, diesen von der Kirche befürworteten Vorbeu
gungsmaßnahmen seine Sanktion zu erteilen und duldet es, daß die
Juden dieselben Rechte im Staate genießen wie alle anderen Unter
tanen. „Gewisse Kon trollbeamte (missi) sowie Everard, der jetzige
Judenmagister, versuchten, unter dem Deckmantel kaiserlicher Er
lasse, unser religiöses Werk zu unterwühlen und es ins Wanken zu
bringen. Bisher haben wir ihnen jedoch keinen Fußbreit abgetreten,
fest entschlossen, uns für die Wahrheit des göttlichen Gesetzes und
für die Gebote der Kirchenväter mit Leib und Seele einzusetzen. Wir
D S. Ez. 16, 3 und Jes. i, io.