Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die Weltdiaspora 
ernannten Hohepriester, Chananel, war aus Babylonien gebürtig. 
Schließlich stammte auch der große Gesetzeslehrer und Schöpfer des 
talmudischen Judaismus, Hillel, gleichfalls aus diesem Lande. Unter 
Herodes I. bildete sich an der Grenze Judäas eine ganze Kolonie von 
Auswanderern aus Babylonien. Der babylonische Jude Zamaris über 
schritt nämlich mitsamt hundert seiner Verwandten und fünfhundert 
bewaffneten Reitern den Euphrat und ließ sich in Syrien nieder; 
Herodes überredete ihn jedoch, in Batanäa in Transjordanien Wohn 
sitz zu nehmen, zum Schutze der Landesgrenzen gegen die räuberi 
schen Bewohner des benachbarten Trachonitis. Zamaris und seine 
Leute bauten hier nun den befestigten Flecken Bathyra 1 ), der den 
zu den Festgottesdiensten nach Jerusalem ziehenden Pilgern als Zu 
fluchtsstätte diente. Dort pflegten sich auch die in der Umgegend ver 
streuten Juden zu versammeln, um ihren religiösen Kultus ungestört 
ausüben zu können. Diese babylonisch-jüdische Kolonie erfreute sich 
unter Herodes und seinen Nachfolgern einer weitgehenden Autonomie. 
Aus alledem kann geschlossen werden, daß die babylonischen Ju 
den in dieser Epoche einen sowohl quantitativ als qualitativ nicht un 
bedeutenden Bestandteil der Diaspora bildeten 1 2 ). Die Hauptgemein 
den befanden sich in den Städten Nehardea und Nisibis. Durch diese 
Gemeinden gingen die im Partherreiche für den Jerusalemer Tempel 
gesammelten Gelder, die von hier aus unter starker Bedeckung nach 
Jerusalem befördert zu werden pflegten. Auch die Zahl der Pilger, 
die alljährlich zu den Jahresfeiertagen aus Babylonien nach der hei 
ligen Stadt wanderten, war nicht unbeträchtlich. Überhaupt wurden 
hier die geistigen Beziehungen zu Judäa aufs eifrigste gepflegt. Da 
Babylonien überdies vom Drucke der hellenistischen Kultur, dem die 
Diaspora in Ägypten, Syrien und Kleinasien ausgesetzt war, ver 
schont blieb, so konnte die nationale Eigenart hier auch aus diesem 
Grunde in viel größerem Maße gewahrt werden. So stellen denn auch 
1) Die Annahme, wonach dieser Ansiedlung, von der in Ant. XVII, 2, be 
richtet wird, die Vorsteher des gelehrten Synhedrion in Jerusalem, die Vorgänger 
Hillels, die Bne-Bathira, entstammen sollten (§ 60), ist allenfalls als eine geist 
reiche Hypothese zu bewerten. 
2) In Ant. (XV, 2, 2 u. 3, i; XVIII, 9) wird der zahlreichen jüdischen Be 
völkerung Babyloniens in der Zeit Herodes I. und seiner Nachfolger mehrmals 
Erwähnung getan. Vgl. noch Bell. VI, 6, 2 u. Philo, Legat, ad Cajum, § 3i.
	        
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