Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 II. Band (II. / 1931)

Am 5. Oktober übernahm die Entente-Generalkommission in Ödenburg von 
Ungarn offiziell das Burgenland. Das in diesem, bezw. in Westungarn, frei¬ 
schaltende und mehrmals, z. B. bei den Agendorser Überfällen, mitbeteiligte, 
berüchtigte Detachement Mjr. Osztenburg von Ödenburg wurde wohl dieser 
Generalskommission unterstellt, machte aber scheinbar nur das, was es wollte. 
Die Tätigkeit der ungarischen Freischaren, namentlich bei Bruck a. d. Leitha, 
wo regelrechte Stellungskämpfe sich entwickelten, dauerte fort. Auch der 
Monat Oktober brachte entlang des steirischen Grenzabschnittes weitere rege 
Grenztätigkeit. Zu dieser Zeit standen bereits an der bei 283 Kilometer langen 
„Front" 14 Baone, 4 Batterien, mehrere Reiter- und Reiter-MG.-ZUge und fast 
die gesamten techn. Truppen des Bundesheeres in Verwendung, teils an der 
Grenze selbst, teils bei der techn. Verstärkung der Räume Bruck und Wr.-Neu- 
stadt. Oberstbrigadier Vidossich, der am 13. Oktober den steirischen Grenzabschnitt 
besichtigte, war von den Leistungen der Grenzschutztruppe befriedigt und drückte 
Obst. Medicus sein besonderes Lob aus. Besonders den Subabschnitt Neubau— 
Unterrohr (damals Komp. Mjr. Eppich) fand er musterhaft organisiert. 
Ein historischer Tag war der 22. Oktober. Da nachts vorher mit den Frei¬ 
schärlern ein längeres Geplänkel stattgefunden hatte, besichtigte Obst. Steg¬ 
müller mit Mjr. Schenek den Stützpunkt Alhau, wo sie einen Fuhrmann aus 
Ungarn trafen, der den beiden Offizieren vertraulich mitteilte, daß bei Öden¬ 
burg Exkaiser Karl mit einem Flugzeug gelandet sei und das Kmdo. der 
Ungar. Armee übernommen habe. Eine Anfrage beim Grenzschutzkmdo. blieb 
ohne Bestätigung des Vorfalles. Erst später erfuhren wir von dem mißlungenen 
Unternehmen des Exkaisers Karl mit den Truppen des Obst. Lehar. 
Eine Woche darauf traf das A.J.R. 9 ein schwerer Schlag. Wegen der in 
der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November mehrmals erfolgten Angriffe 
der Freischärler aus den Wachtposten bei WH. Schäfersteg nächst Haideggendors 
verständigte der dortige Komp.-Kmdt. Mjr. Weiß die Gendarmerie Friedberg und 
Pinggau und sprach gleichzeitig vom Abschnitts-Kmdo. in Hartberg Verstärkung 
an. Der nun auf Lastkraftwagen entsandten Verstärkung, bestehend aus 1 Jnf.- 
Zug und 1 l. HMG.-Gruppe unter dem Kmdo. des Offzstv. Erlinger, stieß ein 
schweres Unglück zu, indem über der Straßensteile und Straßenkehre nächst 
der Bahnüberfahrt bei Pinggau die Kette riß und das Auto, bei der Kehre das 
Eisengeländer durchbrechend und sich überschlagend, 10 Meter tief abstürzte und 
seine Insassen unter sich begrub. Wie immer war auch diesmal das abgefertigte 
Auto um 4 Uhr auf den Zwischenpunkten kontrolliert worden, so auch in Lafnitz. 
wo noch ein Beladungszuwachs erfolgte. Sowohl Lafnitz als Hartberg warteten 
vergebens auf die Nachricht vom Eintreffen des Transportes in Haideggendorf. 
Bei der Nachsuche fand man das abgestürzte Auto. 9 Mann, darunter der Kom¬ 
mandant, fanden den Tod; 11 Mann waren schwer, 8 leicht verletzt und 3 mit 
Hautabschürfungen davongekommen. 
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