Spitze beantwortete die Notschreie mit dem Rufe: „Halten, wir kommen
schon!" Die Kompagnien waren bald zerrissen, da die kräftigeren Leute im
hilfsbereiten Drange voreilten und im Sturmschritt den Berg hinauskeuchten.
Oben begann das Feuer abzuflauen. In der Sorge, ob dies Sieg oder Verlust
bedeute» wurde die Höhe erreicht.
Nur wenige Minuten waren vergangen, doch den schwer Bedrängten oben
und den hinausklimmenden Helfern schienen sie endlos gewesen zu fein. Kaum
war die 12. Komp, zur Stelle, setzte der Russe abermals zu einem Sturm aus
dem von Richtung Czigla heranführenden Wald an. Die 2 Züge der Fähnriche
Niesser und Thalhammer wurden zum Gegenangriff besohlen, die fol¬
genden Reste der Komp, östlich der Kote 452 in die schwergelichtete Feuerlinie
geführt.
Atemlos hatte die brave Mannschaft, belastet mit dem schweren Tornister,
Gewehr und 120 Patronen, sich zur Höhe emporgearbeitet, und schon stand sie
vor einer schweren Aufgabe. In einem unbekannten Gelände bei spärlichstem
Licht sich aus einen kaum erkannten, vielleicht übermächtig angreifenden Feind
zu stürzen, vermag nur die schlagfertigste, von bestem Vertrauen zu ihren
Führern beseelte Truppe. Befehle zu erteilen, — dazu war keine Zeit. „Mir
nach, hurra!" brüllten die beiden tapferen, kampferprobten Fähnriche und schon
stürzten sich die Züge gegen den Feind. Der Russe glaubte, aus der Höhe nur
mehr einen von den vorangegangenen Stürmen zermürbten, von der Artillerie
zerschossenen Feind zu finden. Als ihm aber die 2 Züge mit blitzenden Bajonet¬
ten wie ein Ungewitter entgegenbrausten und mit siegkündendem Hurra in
seine Reihen einbrachen, gab er nach kurzer Gegenwehr den Widerstand aus.
183 unverwundete Gefangene mit Gewehr und Munition waren die Sieges¬
zeichen der beiden Züge. Im ganzen wurden 700 Russen gefangen, der Rest
flüchtete, verfolgt vom Zuge detz Fähnrichs Thalhammer, gegen Cziglia
Da an diesem Frontteil der Russe endgültig abgeschlagen war, bezogen die
mittlerweile eingetroffenen Kompagnien eine Reservestellung 150 Schritt hinter
der Feuerlinie. In unmittelbarer Nähe hatte unser allgemein beliebter und auf¬
opfernder Sanitätsfhr. Dr. Ja gl seinen Hilfsplatz aufgeschlagen. Das war
kein Bild für schwache Nerven. Trotz der schneidenden Kälte arbeitete I a g l
ohne Bluse mit ausgestülpten Hemdärmeln. Hemd und Hose waren über und
über mit Blut besudelt, und immer noch brachten die nimmermüden Canitätler
Eigene und Russen zum Hilfsplatz. Unermüdlich, mit bewunderungswürdiger
Ruhe und Geschwindigkeit verband I a g I Freund und Feind, so gut es mit den
primitiven Hilfsmitteln überhaupt möglich war, und sorgte für deren schleunig¬
sten Abtransport.
An den anschließenden Abschnitten waren schwere Kämpfe im Gange. In
der Nacht aus den 25. März überfiel der Russe die 28. J.T.D. und durchbrach
das jederzeit bewährte I.R. 47 in seiner weitausgedehnten Stellung nächst
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