Lei der Durchführung schwerer und schwerster Aufgaben an den Tag legen. So mancher
proste Erfolg wäre nicht zu verzeichnen, hätte nicht Herz und Verstand bei vielen soldati¬
schen Handlungen unserer braven Kriegsmannschaft rühmlichst Anteil genommen.
Doch nicht nur für das Kriegshandwerk waren unsere Steirer eingestellt, der Drang nach
friedlicher Betätigung kam immer wieder zum Durchbruch. Dies zeigte sich besonders in den
.Karpathenkämpfen. Während an dem einen Bergabhang der Krieg in seiner grausamen
Strenge tobte, sproß an der entgegengesetzten Abdachung „neues Leben aus den Ruinen".
Am 23. April wurde meine Kompagnie (die 9.) in die Reservestellung befohlen. Hier
machte sich das erste Frühlingskeimen bemerkbar. Ein Bäumchen vor dem Bänckchen, das
ich schon früh morgens aufzusuchen pflegte, schien mir wie ein wahres Raturgedicht. Früher
nichts als düstere Bilder, nun ein Knospen und Sprießen, das an eine Verheißung gemahnt.
Zudem bot der Standpunkt eine prachtvolle Aussicht in die Karpathenberge. Hier hatten
wir uns das Dasein recht behaglich eingerichtet. Gezimmerte Hütten mit Schwarmöfen, eine
Waschanlage unweit einer frischsprudelnden Quelle, geputzte Spaziergänge in den nahen
Nadelwald boten ein anheimelndes Bild. Einige Kameraden bauten sich ausgesprochene
Villen, so Oberleutnant K ü r i h mit Fähnrich N i e s s e r (t) eine Villa mit Veranda und
Oberleutnant Rublic eine solche mit einem lieblichen Vorgärtchen, in dem Waldblumen
und Riesenschwämme ein herzerfreuendes Dasein fristeten.
In der Nacht zum 28. April erfolgte die Ablösung durch das L.J.R. 10. Nach
anstandsloser Übergabe der Stellung marschierte das Regiment noch in der
Nacht nach Bartsaujfalu ab, wo es am Westrande des Badeortes rastete und me-
nagierte.
Am 29. April um 6 Uhr abends erfolgte der Befehl zur Offensive, die zur
gewaltigen Durchbruchsschlacht von Gorlice wurde. Das Regiment stand an
diesem Tage mit der 22. L.I.T.D. als Armeereserve in Bartsaujfalu, um kampf¬
bereit dem X. Korps zu folgen. Um 18 Uhr erhielt es Befehl, über Bartfeld,
Tapolysärpatak, Rokito nach Tapolytarno vorzurücken. Vorne tobte erfolg¬
reich die Schlacht. Immer näher kam das Regiment dem Schlachtenlärm. Nach
einem anstrengenden Marsch erhielt es um 24 Uhr Befehl, sich im Raum Tapoly¬
tarno—Kuro einzuquartieren. Der Durchbruch bei Gorlice am 2. Mai 1915 ist
eine Waffentat von welthistorischer Bedeutung. Die Russen wurden zum Rück¬
züge gezwungen. In sechs großen Schlachten wurden sie geschlagen: bei Sanok
und Rzeszow, bei Przemysl, bei Stryj, bei Mosciska und Lubaczow, bei Grodek
und Magierow und endlich vom 20. bis 22. Juni 1916 bei Lemberg.
Während dieser Verfolgungskämpse in Galizien unternahmen die Russen
eine Gegenoffensive am Dnjestr und Pruth gegen die Armee Pflanzer
B a l t i n, die ihnen anfänglich Erfolg brachte. Um den Stoß der Russen aufzu¬
fangen, verschob die eigene Heeresleitung Truppen nach Osten, worunter sich auch
unser Regiment befand.
Tätigkeit des III/L.I.R. 3 vom 23. März bis 21. April 1915.
(Beilagen 30 und 31.)
Am 22. und 23. März hatten sich heftige Kämpfe insbesondere am Kastelik
und der Jackova Hora abgespielt. Das L.F.R. 11, aus seiner Reservestellung
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