Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 I. Band (I. Band)

Lei der Durchführung schwerer und schwerster Aufgaben an den Tag legen. So mancher 
proste Erfolg wäre nicht zu verzeichnen, hätte nicht Herz und Verstand bei vielen soldati¬ 
schen Handlungen unserer braven Kriegsmannschaft rühmlichst Anteil genommen. 
Doch nicht nur für das Kriegshandwerk waren unsere Steirer eingestellt, der Drang nach 
friedlicher Betätigung kam immer wieder zum Durchbruch. Dies zeigte sich besonders in den 
.Karpathenkämpfen. Während an dem einen Bergabhang der Krieg in seiner grausamen 
Strenge tobte, sproß an der entgegengesetzten Abdachung „neues Leben aus den Ruinen". 
Am 23. April wurde meine Kompagnie (die 9.) in die Reservestellung befohlen. Hier 
machte sich das erste Frühlingskeimen bemerkbar. Ein Bäumchen vor dem Bänckchen, das 
ich schon früh morgens aufzusuchen pflegte, schien mir wie ein wahres Raturgedicht. Früher 
nichts als düstere Bilder, nun ein Knospen und Sprießen, das an eine Verheißung gemahnt. 
Zudem bot der Standpunkt eine prachtvolle Aussicht in die Karpathenberge. Hier hatten 
wir uns das Dasein recht behaglich eingerichtet. Gezimmerte Hütten mit Schwarmöfen, eine 
Waschanlage unweit einer frischsprudelnden Quelle, geputzte Spaziergänge in den nahen 
Nadelwald boten ein anheimelndes Bild. Einige Kameraden bauten sich ausgesprochene 
Villen, so Oberleutnant K ü r i h mit Fähnrich N i e s s e r (t) eine Villa mit Veranda und 
Oberleutnant Rublic eine solche mit einem lieblichen Vorgärtchen, in dem Waldblumen 
und Riesenschwämme ein herzerfreuendes Dasein fristeten. 
In der Nacht zum 28. April erfolgte die Ablösung durch das L.J.R. 10. Nach 
anstandsloser Übergabe der Stellung marschierte das Regiment noch in der 
Nacht nach Bartsaujfalu ab, wo es am Westrande des Badeortes rastete und me- 
nagierte. 
Am 29. April um 6 Uhr abends erfolgte der Befehl zur Offensive, die zur 
gewaltigen Durchbruchsschlacht von Gorlice wurde. Das Regiment stand an 
diesem Tage mit der 22. L.I.T.D. als Armeereserve in Bartsaujfalu, um kampf¬ 
bereit dem X. Korps zu folgen. Um 18 Uhr erhielt es Befehl, über Bartfeld, 
Tapolysärpatak, Rokito nach Tapolytarno vorzurücken. Vorne tobte erfolg¬ 
reich die Schlacht. Immer näher kam das Regiment dem Schlachtenlärm. Nach 
einem anstrengenden Marsch erhielt es um 24 Uhr Befehl, sich im Raum Tapoly¬ 
tarno—Kuro einzuquartieren. Der Durchbruch bei Gorlice am 2. Mai 1915 ist 
eine Waffentat von welthistorischer Bedeutung. Die Russen wurden zum Rück¬ 
züge gezwungen. In sechs großen Schlachten wurden sie geschlagen: bei Sanok 
und Rzeszow, bei Przemysl, bei Stryj, bei Mosciska und Lubaczow, bei Grodek 
und Magierow und endlich vom 20. bis 22. Juni 1916 bei Lemberg. 
Während dieser Verfolgungskämpse in Galizien unternahmen die Russen 
eine Gegenoffensive am Dnjestr und Pruth gegen die Armee Pflanzer 
B a l t i n, die ihnen anfänglich Erfolg brachte. Um den Stoß der Russen aufzu¬ 
fangen, verschob die eigene Heeresleitung Truppen nach Osten, worunter sich auch 
unser Regiment befand. 
Tätigkeit des III/L.I.R. 3 vom 23. März bis 21. April 1915. 
(Beilagen 30 und 31.) 
Am 22. und 23. März hatten sich heftige Kämpfe insbesondere am Kastelik 
und der Jackova Hora abgespielt. Das L.F.R. 11, aus seiner Reservestellung 
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