Volltext: Sagen aus dem oberen Mühlviertel (1)

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Hölle mit Dir zusammenkommen, ich schwöre es Dir, dann 
rechne ich dort ab“· 
Der Alte hielt getreulich Wort: viele Jahre lang verhandelte 
er Scherhäufels Gegenstände, bis der Tod den Vertrag löste. 
Gleich nach diesem Ereignisse entdeckte der junge Jäger 
Matthias Schauberger aus Holzschlag die Hütte. — Scherhäufel 
beschwor den Jäger, keinen Verrat an ihm zu verüben. „Beim 
lebendigen Gott, wenn Du das tust“, stieß der Waldmensch 
drohend aus, „der Teufel zerreiße Dich in der Kirche.“ Schau— 
berger schwieg, hinterbrachte aber Scherhäufels Vater die Kuͤnde 
von seinem Sohne. 
Scherhäufel, welcher seine Einsiedelei einigemale gewechselt 
hatte, traf jetzt ofters zusammen mit den Jägern, die ihn ob seiner 
unzähmbaren Wildheit fürchteten und es bezeugten, daß er mit 
seinem Stutzen „ein Zwiekreuzerstück durch zwei Finger schieße.“ 
Volle sieben Jahre verbrachte Scherhäufel im Walde; da war 
nun auch die Zeit vorbei, wo man nach ihn fahndete. Er zog 
zu seinen Eltern, die er aber sehr bald wieder verließ. 
Es fehlte ihm etwas. 
In Böhmen füllte Scherhäufel die Leere seines Herzens aus: 
er heiratete ein junges Mädchen, kam wieder in seine Heimat 
zurück und übernahm von den Eltern das Häuschen. Mit neun 
Kindern hatte sein Weib das öde Herz wohl fuͤr immer ge— 
tröstet. Scherhäufel ernährte die Seinen redlich. Er schnitzte unler 
andern auch Backtröge und „Holzkarl“. 
Scherhäufel trug den langen Bart bis zu seinem Lebens— 
ende; er versetzte darob und auch durch sein vieles Schreien, 
insbesonders die jüngeren Weiberleute, in große Furcht. Als 
er beim „Wößn“ in Baureith arbeitete, sollte ihm eine Magd das 
Essen auf einen Berg bringen. Sie erschrak, als sie zu spät bemerkte, 
den Löffel vergessen zu haben. Scherhäufel schlug gewöhnlich einen 
Höllenlärm, wenn etwas nicht klappte. Daher wagte die Magd 
keinen Schritt mehr weiter zu tun. Doch diesmal machte Scher— 
häufel eine Ausnahme. Er redete freundlich und schnitzte sich 
einen Löffel. 
Scherhäufel erreichte ein hohes Alter, blieb allezeit ein feu— 
riger Wildschütz, ein waghalsiger „Schwärzer“, und arbeitete 
zuletzt in der Ortschaft Winkl als Wassergraber. Sein Weib über— 
lebte ihn und starb im Alter von 99 Jahren.
	        
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