Volltext: Das Bücherwesen im Mittelalter

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Leser derselben anzugeben; vergebens war alle Mühe, das 
Medium des öffentlichen Geistes zu vernichten, die neue Kunst 
erstarkte gerade unter der Verfolgung. Es ist unglaublich, wie 
viel gedruckte Bücher in den ersten Zeiten seit Erfindung der 
Buchdruckerkunst in die Welt drangen, sollen doch allein in den 
letzten dreißig Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts über zehn 
tausend Druckschriften erschienen sein. Und kaum sind neunzig 
Jahre dahin gegangen, so erscheint zu Lübeck 1533 die erste in 
niederdeutscher Sprache gedruckte Bibel, der ein wesentlicher 
Einfluß auf die Verbreitung der Reformation zugeschrieben wird. 
Der Herausgeber dieses bedeutungsvollen Druckwerkes war Ludwig 
Dietz, in Speier geboren, der zu Rostock die erste öffentliche Buch 
druckerei errichtete und dort, 1558 zum Univerfitätsbuchdrucker 
ernannt, im Jahre darauf verstarb. 
Deutschland war es zuerst, wo man mit den Erzeugnissen 
dieser neuen und so viel verfolgten Kunst einen Handel zu be 
treiben begann, daher es nicht mit Unrecht als die Wiege des 
eigentlichen Buchhandels bezeichnet worden ist. Im Anfang be 
trieben die Buchdrucker selbst den Handel mit den Producten 
ihrer Kunst, dann ging derselbe schnell in andere Hände über, 
gewann immer mehr an Bedeutung und Ausdehnung. Wie 
sehr gerade der Handel mit Bücherwaare in etwas mehr als 
hundert Jahren seit Erfindung der Buchdruckerkunst sich gesteigert 
hatte, dürfte wohl ersichtlich sein aus dem Meßmemorial eines 
Frankfurter Buchhändlers. Denn dieser, Michel Garder mit 
Namen, verkaufte allein im Jahre 1569 auf der Fastenmesse 
5918 Bücher mit meist volksthümlichem Inhalt; darunter „die 
siben weisen Meister" in 233 Exemplaren, Kochbücher in 
141 Exemplaren, Sauf-, Ehe-, Spiel-, Wucher-, Gesinde- und 
andere Teufel in 452 Exemplaren. 
Der engbegrenzte Rahmen des Bildes, das von dem Bücher 
wesen des Mittelalters zu entwerfen Absicht und Zweck vor- 
(595)
	        
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