Volltext: Das Bücherwesen im Mittelalter

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und Interesse zeigt, er säst allein ist Jahrhunderte lang im Be 
sitz literarischer Bildung. Als aber im vierzehnten und fünf 
zehnten Jahrhundert durch die sowohl in Italien wie in Deutsch 
land steigende Vervollkommnung der Kunst- und Gewerbethätigkeit 
in den Städten, in letzteren auch der Mercantilverkehr seinen 
Höhepunkt, seine größte Ausdehnung und Blüthe erreichte, da 
gewann der Bürgerstand an Bedeutung und selbstverständlich 
erzeugte der steigende Verkehr auch wachsenden Wohlstand. Mit 
dem Emporwachsen der materiellen Interessen und Bedürfnisse 
des Bürgerstandes stiegen auch die geistigen, und es ist eines 
der namhaftesten Verdienste der so oft und viel geschmähten 
Zünfte, daß sie es vornehmlich waren, die sich eine Verbesserung 
und Ausdehnung des Jugendunterrichtes angelegen sein ließen, 
daß durch sie eine Förderung der Künste angebahnt und damit 
die altherkömmliche Alleinherrschaft der Geistlichkeit aus dem 
Gebiete künstlerischer Thätigkeit beseitigt wurde. Auf diesen 
Gebieten spielte die Geistlichkeit bald nicht mehr die erste Rolle, 
sie ging von ihnen aus die Bürger über, diese schufen sich selbst 
von dem Clerus und dessen Einwirkungen unabhängig dastehende 
Schulen und damit stieg dann auch das Bedürfniß und die 
Nachfrage nach Büchern verschiedenartigsten Inhaltes. Die 
wenigen Büchervervielfältiger vermochten nicht mehr der ge 
steigerten Nachfrage jener Zeit zu genügen, Lohnschreiber tauchten 
aller Orten auf und fanden reichliche und lohnende Beschäftigung. 
Zugleich aber wurde auch das Material zum Schreiben ein 
billigeres als das bisher gebrauchte Pergament; die Gebrüder 
Frick und Hans Holbein begannen aus Leinenlumpen Papier zu 
bereiten (1301), und der nürnberger Rathsherr und Literat 
Ulman Stromer errichtete gegen Ausgang des vierzehnten Jahr 
hunderts (1390) in seiner Vaterstadt die erste Papiermühle ans 
deutscher Erde. Diesem Beispiele folgten bald andere Orte. 
So wurde das Büchermaterial und wurden die Bücher selbst 
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