Volltext: Das Bücherwesen im Mittelalter

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vortreffliche Nachrichten über die Zustände in der Stadt seines 
Wirkens hinterlassen, aus denen zu erweisen ist, daß Bildung 
und Wissenschaft in Athen damals nicht ganz erstorben waren; 
finden wir doch Athener im Besitz der höchsten kirchlichen Würden, 
und ausdrücklich erwähnt der athenische Metropolit, daß „es in 
Athen Bücherfreunde gebe und daß er selbst dort seine Bibliothek 
bereichert habe, wie auch, daß ein förmlicher Handel mit Büchern 
nach Italien hin getrieben werde." 
Neben den Arabern und Griechen muß aber auch noch der 
Juden Erwähnung gethan und darauf kurz hingewiesen werden, 
daß das jüdische Volk in den finsteren Zeiten des Mittelalters 
manche bedeutende Persönlichkeit aufzuweisen hat, die in Wissen 
schaft, Kunst und Forschung Vorzügliches geleistet. Das aus 
erwählte Volk Gottes, bekannt durch seine Handelstüchtigkeit und 
seine natürliche Anlage zur Sprachkenntniß, hat, trotz der ge 
drückten und verachteten Stellung, in der es sich in jenen Jahr 
hunderten befand, es sich auf's Wärmste angelegen sein lassen, 
für seine Glaubensgenossen Schulen zu begründen und in fast 
allen größeren Städten schuf es Lehranstalten für Schrift- und 
Rechtskunde. Aus diesen Schulen gingen tüchtige Männer her 
vor, die namentlich in der Medicin und Jurisprudenz, in der 
Astronomie und Naturwissenschaft durch ihre Leistungen zu hohem 
Ansehen, Reichthum und wichtigen Aemtern kamen. 
Das gesammte Bücherwesen des Mittelalters, das im Vor 
hergegangenen in Kürze zu skizziren versucht wurde, hat sich, 
nachdem mit dem Sturze des römischen Weltreiches Bücher und 
Bücherhaudel, Schreibmaterial und Bibliotheken fast völlig zu 
Grunde gegangen waren, herausgebildet und mühsam gerettet 
aus jenen wirren Zeiten des Ueberganges einzig und allein nur 
durch die emsige Schreibelust der Geistlichkeit. Der Kleriker ist 
es, der für Studien und schriftstellerische Thätigkeit, für Bücher 
und Büchererwerb fast ausschließlich noch Vorliebe, Verständniß 
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