Volltext: Gmunden und der Traunsee (V / 1929)

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Gmunden 
War es immer so? Hat dieser gleich einem schönen Garten an öde Schroffen der Stein— 
wüsten des Gebirges hingelagerte Landstrich immer die Merkmale eines Kurortes getragen? 
Keineswegs! Entwicklung und bewußtes Streben von einem Jahrhundert begleiten uns, 
wandern wir durch die grünenden Anlagen und Parks vom östlichen bis zum westlichen 
Ende der Stadt. Wollen wir uns ein Jahrhundert zurückversetzen in jene interessante Ent— 
wicklungsphase, wo Gmunden infolge Versagen des Reichtums des Salzes der Berge als 
Handelsstadt ausschied und die Wandlung zum gesuchten Fremdenverkehrsort durchmachte, 
so haben wir uns all den Schmuck wegzudenken. Weg auch die modernen Unterkunftshäuser, 
die ausgebauten Straßen, Brücken und Plätze und wir haben das Gmunden des 19. Jahr— 
hunderts vor uns, in das schon Fremde pilgerten. Jedoch meinte man, des Salzhandels 
wegen. Man stand damals im Zeitalter der unerschlossenen Verkehrswege einem Zuzug 
Fremder anders gegenüber als heute. Die Gegend produzierte nicht allzuviel und der 
ansehnliche Stand der Salinenarbeiterschaft ließ befürchten, daß das Gebiet seine Leute nicht 
ernähren könne. So war ein Aufenthalt im Salzkammergut an die besondere Erlaubnis des 
Monarchen gebunden. 
In den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts aber trat das Salzkammergut in ein 
anderes Stadium. Der Bau der Eisenbahn nach Gmunden erfolgte, ebenso die Einführung der 
Dampfschiffahrt durch den Engländer John Andrew, dessen Ingenieur Josef Ruston 
die ersten Traunseeschiffe baute und später auch in den Besitz der Traunseeschiffahrt gelangte. 
Gmunden hatte damit eine der wichtigsten Entwicklungsphasen mitgemacht. 
Auf eine interessante Vergangenheit hatte der idyllische Gebirgsort zurückzublicken. Die 
Überreste der Pfahlbauten zeigten, daß der jüngere Steinzeitmensch schon hier gehaust, der 
noch mit primitiver Waffe dem Höhlenbären zu Leibe gegangen war. Daß ein- bis zwei— 
tausend Jahre v. Chr. ein kleiner Keltenschlag hier gesiedelt hatte, darüber erbrachten die 
Funde Dr. Wimmers die Beweise. Die heute noch bestehenden Reste römischer Warttürme 
und Kultstätten, sowie Funde der verschiedensten Art hatte überreiches Material von der 
Anwesenheit der Römer hier erbracht, die bereits den Salzbergbau betrieben und den Traun— 
see den See der Glücklichen, „lacus felix“, benannt hatten. Nun schlug die Stadt neue 
Bahnen ein, die ihr die gewaltigen Naturschönheiten gewiesen hatten. 
Das Gmunden des Vormärz bereits hat man sich nicht als irgend eine kleine Gebirgs— 
einöde vorzustellen. Es war schon die kleine, feine Stadt, die ihr bedeutendes geistiges Leben 
hatte, von dem an anderer Stelle noch gesprochen werden wird. Den geistigen Bedarf der 
Bewohnerschaft deckte damals schon ein Theater und eine eigene Musikkapelle. Die regen 
Beziehungen zu den Landesfürsten, die aus dem „Kammergutt“ gute Einnahmen bezogen, 
räumten der Stadt eine Vorrechtstellung ein, die ihr auch den eigenen geistigen Stempel 
gab. War sie doch schon zur Zeit Friedrichs III. vorübergehend der Aufenthalt des 
Monarchen gewesen und die Schluchten des Traunsteins widerhallten einst vom fröhlichen 
Gejaid des Jagdtrosses Maximilians, des letzten Ritters. Am Traunausfluß lag das 
malerisch gelegene Schlößchen dieser Fürsten. 
In das entscheidende Stadium als Kurort trat Gmunden in der zweiten Jahrhundert— 
hälfte. Im Jahre 1851 begann man die Fremden schon zu zählen und legte eine Fremdenliste 
an, sie wies bereits 495 länger weilende Besucher aus. Die sanitären Anlagen der Stadt 
wurden ausgebaut, dem Heilapparat das Augenmerk geschenkt. 18663 war Gmunden im 
Besitz einer Kur- und Badeanstalt. Es kam das Kurhaus, der Bau der Esplanade und das 
Theater hinzu. Daß strebender Ehrgeiz in der Kurstadtverwaltung seit je am Werke war,
	        
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