Volltext: Gmunden und der Traunsee (V / 1929)

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Gmunden 
Auch sagenkundig sind die Bewohner des Gemeindegebietes. Von den vielen wunder— 
samen Geschichten, die leider noch nicht alle erfaßt wurden, führe ich die Sage von dem 
eingemauerten Kopfe in der Pfarrkirche Altmünster an. Der Inhalt ist folgender: Bei den 
heutigen „Gottshäusern“ in der Pfarre Neukirchen stand einst ein Standbild des Götzen 
Era. Dort sollte eine christliche Kirche erbaut werden. Ein heidnischer Maurermeister gab 
sich dazu her, den Bau auszuführen, weil er hoffte, daß der Götzentempel wieder erstehe. 
Als der halbe Turm schon fertig war, kamen aber zur Nachtzeit Engel vom Himmel und 
rugen ihn auf jene Stelle, wo der heilige Apostel Paulus gepredigt hatte und wo die 
heutige Kirche steht. Als der Maurermeister davon erfuhr, erzürnte er so sehr, daß er sich 
mit dem Teufel verschwor und von ihm verlangte, das Gemäuer zu zerstören. Dieser war 
damit unter der Bedingung einverstanden, daß die Seele des Meisters augenblicklich ihm 
gehöre, wenn er beim Aufgang des Mondes vor ihm einen Stein aus dem Turme löse. 
Sollte aber der Meister zuerst den Stein lösen, so sei er ihm mit seinen höllischen Brüdern 
in allem dienstbar. Als die Nacht anbrach, stieg schon der Meister auf das Gesimse und 
wartete auf den Aufgang des Mondes. Da kam aber statt des Mondes ein fürchterliches 
Gewitter. Der Sturm brauste und die Blitze zuckten. Auf einmal fuhr ein greller Blitz auf 
den Meister nieder und schlug ihn in die Tiefe, wo er zerschmettert liegen blieb. Die 
Teufel aber führten unter lautem Gelächter seine Seele in die Hölle. Am nächsten Tag 
formten die Arbeiter aus dem niedergegangenen Gerölle den Kopf des Maurermeisters 
und mauerten ihn zu schaurigem Gedenken dort ein, wo er heute noch im Turme zu 
sehen ist. 
Die Seelsorge bestreiten drei Pfarren und zwar die ausgedehnte Pfarre Altmünster, 
ferner die Pfarre Ort, deren liebliche Kirche in dem von reicher, geschichtlicher Vergangen— 
heit erzählenden Seeschloß Ort liegt und die Pfarre Neukirchen. Hier war schon unter Kaiserin 
Maria Theresia eine Missionsstation mit einer Kirche zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria. 
Die von Säkularpriestern versehene Mission wurde im Jahre 1781 aufgehoben und dafür 
die Pfarre errichtet. Vier Schulen und eine höhere Töchterschule sorgen um das geistige 
Wohl der Jugend. Es sind dies die 100jährige Knabenschule von Altmünster, die aber im 
Jahre 1929 in ihr neues schönes Heim einziehen wird und die Mädchenvolksschule in Eben— 
zweier, ferner die im freundlichen Aurachtale gelegene Schule Reindlmühle und die Schule 
Eck in der Nähe des Rudolfsbahnhofes, dann das von den Kreuzschwestern geleitete Mädchen— 
pensionat Ort und die Schule Neukirchen, die im Jahre 1814 erbaut wurde. Das geräumige 
Armen5aus hat für 50 Arme Platz. Es wird von den Barmherzigen Schwestern vom heiligen 
Karl Borromäus geführt. Erbaut wurde es im Jahre 1877 unter Bürgermeister Matthias 
Tremel mit einem Kostenaufwande von 13.824 Gulden. Den Baugrund dazu schenkte Erz— 
herzogin Maria Theresia, Gräfin von Chambord, Besitzerin der Herrschaft Ebenzweier. Adalbert 
Ritter von Lanna gab im Jahre 1872 zum Baue 600 Gulden und Herzog Philipp von 
Württemberg 1875 zu demselben Zwecke auch 600 Gulden. Der Bau wurde von Josef Franz, 
Zimmermeister in Ebenzweier, und Franz Kefer, Maurermeister in Gmunden, ausgeführt. 
Von anderen Gebäuden sind noch zu nennen das Gemeindehaus. Bis zum Jahre 1893 befand 
sich die Gemeindekanzlei im Schlosse Ebenzweier, dann übersiedelte sie in das Nebengebäude 
Ebenzweier Nr. 21 und im Jahre 1904 verzichtete die Gemeinde auf das Servitut gegen 
eine Ablösegebühr von 10. 000 Kronen, dainzwischen das Derflingergut samt Gründen von 
der Gemeinde käuflich erworben und die Kanzlei dorthin verlegt wurde. Ein auffallendes 
Gebäude ist das Pflegerhaus in Eben Nr. 69.
	        
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