Volltext: Handbuch für Universitäts- und Studien-Bibliotheken sowie für Volks-, Mittelschul- und Bezirks-Lehrerbibliotheken Österreichs

Verordnungen, Erlässen. 
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werden kann, so ist eine bestimmte Vorschrift nöthig, wornach er zu Werke 
gehen soll und dazu wird hier folgende Anleitung gegeben. 
Der Endzweck ist, daß die öffentliche Bibliothek vor allem mit jenen 
Büchern, die in dem beiliegenden Verzeichnisse und dessen Zusätzen aufgezeichnet 
sind, nach und nach, je wie es die Mittel zulassen, versehen werde. Die Mittel, 
dieses leisten zu können, sind: 1. Die Büchersammlungen der aufgehobenen oder 
noch aufzuhebenden Klöster, die als ein Eigenthum der Bibliothek anzusehen 
sind, 2. der bestehende angewiesene Fond der Bibliothek. 
Die Büchersammlungen der aufgehobenen Klöster haben hier einen dop 
pelten Nutzen: Erstens dienen sie zur Auswahl brauchbarer Artikel, zweitens 
kann der Überrest verkauft und das erhaltene Geld zur Anschaffung nützlicher 
Artikel verwendet werden. 
Wenn nun die Frage von dem ist, was aus vorräthigen Büchersammlungen 
gewählt werden könne und müße, so ist zu bemerken, daß hier das für jetzt 
vorgeschriebene Verzeichniß nicht der einzige Maßstab sei, weil es nur der 
Anfang und die Grundlage eines weit ausgebreiteten Systems ist, und keine 
Einschränkung in dem Nützlichen zum Ziele hat. Die Auswahl muß daher in 
einem freieren Gesichtskreise und nach einer höheren Regel geschehen, deren 
Anwendung den Einsichten und Kenntnissen des Bibliothekars überlassen wird. 
Diese Regel ist, alles das aus den vorrätigen Klosterbüchersammlungen auszu 
heben, was in irgend einem Lehrfache mittelbar oder unmittelbar brauchbar 
ist oder werden kann und noch nicht vorhanden ist, was zu irgend einer nütz 
lichen Kenntnis beiträgt, oder sonst dem menschlichen Verstände zur Ehre ge 
reicht. Dazu müßen alle diejenigen guten Schriften gerechnet werden, die, ob 
sie gleich nicht unmittelbare Lehrgegenstände betreffen, doch auf diesen ver 
wandte Kenntnisse abhandeln und durch Verbindung darauf einfließen, Schriften, 
die was immer für eine Wissenschaft von ihrem ersten Keime an bis zu ihrer 
feinsten und letzten Ausbildung in irgend einem Punkte beleuchtet oder sie um 
einen Schritt weiter gerückt und in ihrer speciellen Literargeschichte ihr Blatt 
gefüllet haben. Ebendahin gehören die Werke derjenigen berühmten Männer 
aller Zeitalter, die zu ihren Zeiten Revolutionen des Denkens stifteten oder die 
jede Nation zu ihren Classikern rechnet und welchen sie einen Theil ihre»- 
Bildung dankt, die durch den eigenen Gang ihrer Ideen durch die Stärke ihres 
Vortrages oder auch durch die Sonderlichkeit ihrer Meinungen den Weg zur 
Wahrheit bahnten oder sonst auf irgend eine Weise in den Annalen der Wis 
senschaften einen ausgezeichneten Platz verdienten. Was die Verschiedenheit 
der Auflagen betrifft, so können nicht nur bessere, sondern auch schönere ge 
wählt werden, weil dadurch die Augen geschont und in dem mühsamen 
Geschäft des Studirens Aufmunterung und Vergnügen verschafft wird. 
Allein so sehr von einer Seite alles Nützliche aufgenommen werden 
kann, ebensosehr soll von der andern Seite alles das entfernt werden, was diesem 
Endzwecke nicht zu sagt/ In eine Bibliothek, die ihren ganzen Werth auf Brauch 
barkeit und Anwendung gründet, kann nicht alles hineingestellt werden, was 
immer zu irgend einer Zeit gedruckt worden ist oder was bloß Phantasie oder 
Gelehrtenluxus zur Schau trägt. Jedes Buch daher, für welches kein vernünftiger 
Grund der Brauchbarkeit spricht, Werke, die mit dem Leben der Verfasser 
dahin sanken, und nie über die Mittelmäßigkeit gereicht haben, sind durchaus
	        
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