Volltext: Handbuch für Universitäts- und Studien-Bibliotheken sowie für Volks-, Mittelschul- und Bezirks-Lehrerbibliotheken Österreichs

Verordnungen, Erlässen. 
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Hofdecret vom 12. März 1785. 
Se. Majestät haben gnädigst zu befehlen geruht, daß alle auf Bibliotheken 
der aufgehobenen Stifter und Klöster fundirten Capitalien oder doch dahin ge 
widmeten jährlichen Beiträge zur Vergrößerung und Unterhaltung der in dem 
Lande befindlichen Universitäts- oder Lyceumsbibliothek bestimmt werden sollen. 
Hofdecret vom 24. März 1785. 
Se. Majestät haben befohlen, daß zur zweckmäßigen Einrichtung der 
Bibliotheken bei Universitäten und Lizäen ein System festgesetzt werde, welches 
die Gattungen der nöthigen Bücher bestimme, und wornach sodann überall 
deren Anschaffung zu geschehen hat; denn der Endzweck einer Universitäts 
oder Lizäumsbibliothek ist eigentlich, daß die Lehrer da finden sollten, was 
jeder in seinem Fache nicht entbehren kann. 
Auf diesem Grunde muß die Einrichtung beruhen. 
Die Hilfsmittel, welche eine Bibliothek darbietet, lassen sich füglich 
unter dreierlei Gattungen bringen. 
Die erste besteht aus Sammlungen, worinn dasjenige, was zu einer Wissen 
schaft gehört, ganz oder zum Theile, bloß zusammengetragen ist, die zweite 
aus Werken, welche das Ganze einer Wissenschaft sistematisch darstellen, die 
dritte aus Bearbeitungen einzelner Gegenstände. 
Die erste liefert rohen Stoff, die letzte abgesonderte Theile. Beide geben 
nicht, was der Lehrer, der hier bloß in Beziehung auf sein Lehramt zu betrachten 
ist, am nothwendigsten brauchet, weil für ihn das erste Bedürfniß nach dem 
zu ertheilenden Unterrichte abzumessen ist, dieser aber für jede Wissenschaft, 
obgleich nur elementarisch, doch im Zusammenhänge vollständig sein muß. Dazu 
dienen nun die Werke der zweiten Gattung, welche, wenn sie die im Ganzen 
behandelte Wissenschaft erschöpfen, wenn sie allgemein geschätzt, allgemein 
benützt, und angeführet werden, klassische Werke heißen. Diese sind für Lehrer 
unentbehrlich, und solche enthält in jedem Fache das beiliegende Verzeichniß. 
Die Ordnung, welcher man dabei gefolgt ist, hat die Entwicklung menschlicher 
Fähigkeiten und die natürliche Verwandtschaft der Kenntnisse unter sich an 
die Hand gegeben. 
Da es aber hier nur um die Gattung der Bücher zu thun war, so hätte 
ohne Nachtheil auch jede andere Ordnung gewählt werden können, und es 
Wäre also überflüssig, die Gründe, worauf die gegenwärtige gebauet ist, aus 
einander zu setzen; gleichwohl muß man die Ursache angeben, warum bei dem 
Sprachstudium die fremden lebenden Sprachen, und bei der Theologie einige 
Gegenstände, als Dogmatik, Moral, die Werke der hl. Väter u. d. gl. übergangen 
Worden sind, weil nemlich in Ansehung der Sprachen nur die bei dem öffent 
lichen Unterrichte gangbaren in Betrachtung kommen konnten, und in Ansehung 
der Theologie in den Universitäts- und Lizäenbibliotheken, welche meistens aus 
Jesuiten und Klostersammlungen entstanden sind, es sicher an einem mehr als 
hinlänglichen Vorrathe über die oben angeführten Gegenstände nicht, wohl 
aber über solche gewiß mangelt, welche nach der itzt bestehenden besseren An 
leitung einen Theil des theologischen Studiums ausmachen. 
Dieses Verzeichniß ist den Bibliothekären und Lehrern mit dem Aufträge 
mitzutheilen, daß jene überall an dem Rande den Mangel des Buches, von den 
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