Volltext: Kreuzenstein

romanischen und gotischen Kunstperiode, ihres Wesens und ihrer Geschichte", 
der ebenso gewandt Kelle und Meisel zu handhaben verstand, als er die 
schwierigsten Konstruktionen auf dem Reißbrett sicher löste. Mit seinem Archi¬ 
tekten Karl Gangolf Kaiser schuf er auf Kreuzenstein eine treffliche Bau¬ 
hütte, aus der gesuchte Arbeiter hervorgingen. Hier wurde nun der Plan 
entworfen, die Burg in der alten Form wieder aufzubauen und — 
dem Kunstsinn des Bauherrn entsprechend — nicht nur den Bau selbst in 
allen Teilen stilgerecht durchzuführen, sondern auch die Bestandteile der 
äußeren und inneren Einrichtung und Ausschmückung der betreffenden Zeitepoche 
anzupassen und hiezu oft weithergeholte Originalarbelten zu verwenden. 
Im Jahre 1879 begann der Wiederaufbau der Burg mit der 
Herrichtung der Gruft, in der als erste die Mutter des Bauherrn, Gräfin 
Gabriele Wilczek ihre letzte Ruhestätte <1890» fand; über der Gruft wurde die 
Kapelle errichtet und daran schloß sich dann der Bau der übrigen Teile, die 1914 
vollendet wurden. 
So entstand eine mittelalterliche Burg, die dem Bauzustand zu Beginn 
des 16. Jahrhunderts entspricht und uns in allem ein Musterbeispiel einer solchen 
Burg gibt?) 
Eine Hauptsache in der Bauanlage einer Burg war ihre Wehrhaftigkeit. 
Sie beruhte hier zunächst auf der Lage auf dem abgeplatteten Gipfel eines fast 
isolierten, seine Umgebung 100 m überragenden, steilgeböschten Bergkegels; der 
schwächste Punkt der Burg war die Stelle, wo die Straße zur Burg im Sattel 
zwischen Burgberg und dem südlich vorgelagerten Schliefberg emporführt. Hier war 
der Burggraben am tiefsten, der in Stein gehauen, auch das Baumaterial zum 
Wiederaufbau der Burg lieferte. Über den Burggraben führt die Zugbrücke, deren 
Zugborrichtung im Torturm untergebracht ist. Zur Abwehr des Feindes, dem es etwa 
gelungen wäre, die Zugbrücke zum Falle zu bringen und das Tor einzuschießen 
oder einzurennen, biente noch das Fallgitter und auf ihn konnte noch aus 
dem Vorbau über dem Toremgang, der Pechnase und Pechküche, siebendes 
Pech geschüttet werden. Den seitlichen Schuh des Tores übernahm der Torturm, 
im Stile der zu Ende des 15. Jahrhunderts üblichen Befestigungsart erbaut; ein 
Wehrgang auf starken Bohlen mit alten glasierten Ziegeln gedeckt, erhöhte seine 
Verteidigungskraft; von der anderen Seite schützte den Eingang die vorspringende, 
mit einem Wehrgang versehene Burgmauer. Tor und Seitentür sind nach dem 
Muster der Burg Schaumburg bei Linz gebaut; die Burgmauer links schmückt ein 
Steinrelief des Heiligen Martin aus der Gegend von Bamberg in Rorbbayern. 
4) Sltte Camillo, Auf öer Burg Kreuzenstein. (i. Bö. öec Zeitschrift „Kunst und Kunst- 
hanölverk".) Reiches Bltöermaterlal bei Watcher, Burg Kreuzenstein an öer Donau. Mit einer 
geschichtlichen Cinbegleitung von Paukert. Vertag Schroll 1914. 
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