Volltext: Kreuzenstein

Ulrich von Liechtenstein, als er 1217 seine Turnierfahrt als Venus verkleidet 
von Steiermark aus nach Mähren unternahm, die Donau überschritten und 
in dieser Stadt Turniere abgehalten. In allen Kriegen spielte Korneuburg 
eine Rolle und als 1645 die Schweden abzogen, hielten sie den Ort noch kurz 
beseht, der dann unter der Belagerung der Kaiserlichen zu leiden hatte. An 
diese Zeit erinnert die Sage vom Rattenfänger, dessen Standbild der 
Stadtbrunnen <1890 errichtet» trägt. Rach dem Abzug der Schweden waren 
soviel Ratten in der Stadt, daß sich Rat und Bewohner nicht zu helfen wußten; 
„kommt daher ein Wandersmann, hatte bunte Kleider an; Rah und Mäus' 
zusamm' er pfeift, die er in dem Fluß ersäuft", meldet das Volkslied. An 
eine ruhigere Zeit erinnert die Dreifaltigkeitssäule, die 1747 „ein gewesener 
Handelsmann" errichten ließ. 
Der Weg nach Kreuzenstein. Wir folgen zunächst der Reichsstraße, 
die von Korneuburg über Stockerau, Oberhollabrunn nach Znaim und Prag 
führt, biegen dann auf den Fahrweg ein, der zuerst nach NO und hinter der 
Zwangsarbeitsanstalt nach NW führt. 
Der Weg geht durch die Ebene, in der Korneuburg liegt und die sich als 
Tieflanösbucht des Tullnerfeldes in Dreieckform gegen Norden zieht, im 
Osten begrenzt von einem Höhenzug, der mit dem Bisamberg beginnt iBisam- 
bergzug», im Westen vom Kreuzensteinerzug des Rohrwaldes. Bei der Wanderung 
erhalten wir die Überzeugung, daß dieses Flachland alter Donauboüen ist; 
bei einer Schottergrube sehen wir, baß sich der Boden unter einer Humusschichte 
aus demselben Gerölle und Geschiebe zusammensetzt, wie sie die Donau noch 
heute ablagert; das in der Grube stehende Wasser steigt und fällt mit dem 
Wasserstanb der Donau, die durch den von ihr hier früher abgelagerten Schotter 
ihr Grunbwasser aussendet: ferner zeigt der feldbedeckte Boden leichte, lang¬ 
gestreckte Vertiefungen, Bodenrillen, die uns die ehemaligen Donauarme 
verraten; auch wird dieses Gebiet durch einen Wasserlauf entwässert, der noch 
den Namen „Alter Donaugraben" führt. Im Norden wird dieses alte Donau- 
feld von einer Höhenstufe begrenzt, über die die Rauchfänge einer Ziegelei 
hervorschauen; es ist der Teirihberg, der, 199 m hoch, eine 30 m hohe Stufe 
bildet; es ist das alte Donauufer, der „Wochrein"—Wogenrein, seht Wagram, 
wie dieser Steilranb der alten Donau im Tullnerfeld und im Marchfeld genannt 
wird. Die Tegel, die hier zur Ziegelbereitung benützt werden, enthalten Reste von 
Meerestieren, Muscheln und Schnecken sowie Gipskristalle, die uns beweisen, daß 
wir es hier mit Ablagerungen eines Meeres zu tun haben, welche die Korneuburger 
Bucht einst erfüllt hatte und die die Donau bis zum Teirihberg ausgeräumt 
hat. Die Ausbreitung dieser Meeresablagerung und die Lage der Gesteins¬ 
schichten im Bisambergzug und Kreuzensteinerzug läßt den Schluß zu, daß die 
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