klamation an das Volk hervorgetreten, die in der
Geschichte des Islam wohl einzig dastehen dürfte.
In ihr wird auf Grund einer Reihe von Koran—
sprüchen nachgewiesen, daß es Pflicht jedes from⸗
men Muslims in Agypten sei, völlige Ruhe zu
halten und der von Gott gegebenen Obrigkeit
(natürlich der englischen) untertan zu sein.*
Im Gegensatz zu diesen nicht allzu zahlreichen,
aber doch sehr einflußreichen Kreisen ist die Stim—
mung der meisten muhammedanischen Agypter
englandfeindlich. Die Träger des Hasses sind vor
allem die Nationalisten. Auch von den Ulemss,
den muhammedanischen Gelehrten, von denen
viele zu den besten und reichsten Familien des
Landes zählen, kämpfen trotz jener Proklamation
viele wider England für die Sache des ägyptischen
Vaterlandes und des Islam. Wie diese gebildeten
orthodoxen Muslims denken, zeigt am deutlichsten
ein Schreiben, das einer von ihnen vor neun
Jahren, als wegen der Ostgrenze am Sinai eine
heftige Spannung zwischen der englischen und
ottomanischen Regierung entstanden war, an
Lord Cromer gerichtet hat. Dem Leiter der
ägyptischen Reformen werden darin alle Fort—
schritte zugegeben, die das Land dank der eng—⸗
Erich Meyer in der Zeitschrift „Die Welt des Islams“,
Band III, S. 538.
F
254