Volltext: Innviertler Heimatkalender 1925 (1925)

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sinn an, während aus den zusammengekniffenen Augen ein enger 
und hinterlistiger Charakter spricht. Der breite Mund gehört, einem 
wohlwollenden, mitfühlenden und duldsamen Menschen; der schmale 
verrät Schwäche und Kleinlichkeit. Aus dünnen Lippen kann man 
Kälte, Fleiß und Verschlossenheit ablesen, ans dicken Lippen Sinn¬ 
lichkeit, Weltlichkeit und gesunde Lebenskraft. 
Der Mund <tt$ Eharakterzeichen« Wir lassen eine Ergänzung, 
folgen, die sich ausschließlich mit dem Mund befaßt. Man glaubt 
gewöhnlich, den Charakter eines Menschen am besten aus seinen 
Äugen zu erkennen, deren Glanz, Geradheit des Blickes usw. Psycho¬ 
logisch ausgedeutet werden, obgleich gerade diese Zeichen vollständig, 
dem Zufall anheimgegeben sind. Viel richtiger ist es, die Lippen 
zur Deutung des Charakters heranzuziehen. Die Form der Lippen 
und die Linien des Mundes werden von den bewußten und un¬ 
bewußten Regungen des Menschen am stärksten beeinflußt und 
bei der Entwicklung des Charakters ant deutlichsten modelliert,-. 
Mädchen, die sich einen Gatten suchen, sollen sich vor solchen 
Männern hüten, deren Mundwinkel tief heruntergehen, denn nichts- 
zeigt klarer einen Menschen mit einem bösen, zornigen Tempera¬ 
ment an. Andererseits soll man sich (aber auch vor einer Mund 
lime hüten, dße an den Winkeln zu sehr in die Höhe geht, denn. 
darin ist Leichtsinn und Leichtfertigkeit ausgeprägt Sehr rote dünne 
Lippen künden Grausamkeit an, eine Unterlippe, die zu voll ist 
und herabhängt, deutet auf Mangel an Pflichtbewußtsein hin. Men¬ 
schen mit einer langen, dünnen Mündlinie, die zwischen den Lippen 
klar und fest geschnitten ist, sind gewöhnlich selbstsüchtige und herrsch- 
süchtige Personen. Diejenigen Lippen, die die beste Charakteranlage 
verraten, find nicht zu dünn, aber von symmetrischer Fülle mit. 
einer leichten Auswärtsbewegung an den Winkel», die ein luftiges- 
Gemüt erkennen läßt. 
Wetterpropheten im Tierreich. Während der Städter den Laub¬ 
frosch als den zuverlässigsten Wetterpropheten ansieht, hält der Land- 
mjann von dessen prophetischen Gaben nur sehr wenig. In der 
Stadt sperrt man den Laubfrosch in ein Konservenglas, tut eine 
Leiter in das Gefängnis und beobachtet dann, daß es dem Laub¬ 
frosch völlig gleichgiltig ist, ob es schön oder schlecht Wetter ist. Der 
Landwirt hält andere Tiere für viel zuverlässigere Wetterpropheten, 
in erster Linie die Vögel. Verstummt im Frühling und im Sommer 
das Gezwitscher der Vögel, dann ist mit Bestimmtheit anzunehmen, 
daß Regen oder ein Gewitter im Anzuge ist. Lediglich die Wachtel 
pflegt schneller und lauter zu schlagen, wenn Regen bevorsteht. 
Andauernd gutes Wetter ist zu erwarten, wenn die Lerche hochsteigt 
und aus den hohen Regionen gar nicht Wieder herunterkommen 
will. Die Schwalben zeigen schlechtes Wetter an, wenn sie tief aml 
Boden hinstreichen. Lautes und vergnügtes Singen der Grasmücke 
soll ein gutes Weinjahr ankündigen. Die Bauernregel, daß der 
Winter erst spät nach Weihnachten eintritt, wenn die Zugvögel 
erst nach Michaelis ihren Flug nach dem Süden antreten, hat sich 
noch immer bewährt. Daß der Winter erst spät feinen Anfang nimmt, 
das verkünden auch die Hasen, indem sie ihr Sommerfell bis
	        
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