Volltext: Innviertler Heimatkalender 1925 (1925)

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Zirgl hübsch laut: „Na, Gott sei Dank!" 
A Gottdank is nia koa Unrechts Wörtl. 
Aber der Kramerveitl bleibt do' steh'n, mitten in der Stub'n, 
und lacht recht hämisch. Und sagt: „Geht des mi an, Herr Haus- 
rnoasta?" 
Herrgott, reißt's da den (Mirgl! Hunderttausend Watschen, g'salzen 
mnd g'schmalzen, jucken ihn in der Pratzen. Aber der Äirgl kann 
ft’ beherrschen. A Watsch'n kann a jeder Nckrr hergeb'n, aber Hoch¬ 
deutsch kann net a jeder! 
Hochdeutsch! Das können nur die Stadtleut' und die Haus¬ 
meister. Drum steht der Haberugirgl auf und sagt: „Herr Krämer- 
veitl, mit (Sahna geb' i mi' Überhaupts nia nix ab, als gebildetes 
Mann. Sie sind ein trauriger Hanswurst, ein Duckmäuser, ein 
gescherter Lackel — und an so einem Fünserlkramer vergreift sich 
tetn ehemaliger Hausmeister nicht. Ich habe beim „Weißen Hasen" 
schon andere Herren hinausgeschmissen wie Sie, Sjie, Sie ..." 
Gickerlrot von der Red' — denn das Hochdeutsche strengt selbst 
einen ehemaligen Hausmeister an — setzt sich der Girgl wieder 
brettlbmt hin und trinkt sein Mer aus, auf einen Zug! 
Und wenn's der Haberngirgl hochdeutsch kann, dann kann's 
Der Kramerveitl schriftlich! 
Is auch net schlechter. 
Drum geht der Kramerveitl heim und schreibt sich die Red' 
auf, die 'hochdeutsche vom Hausmeister, schreibt die Leut', die 's 
g'lhört haben, als Zeugen dazu und schickt die ganz' Wichs an 
Len Herrn Justizrat Julius Rosenbaum, den er schon öfter hatte. 
Kein Mensch denkt mehr an die Red’. 
Aber nach drei, vier Wochen kriegt der Haberngirgl a Zu¬ 
stellung vom G'richt — wegen Ehrenbeleidigung des Spezereiwaren- 
Händlers Vitus Bumberger, genannt Kramerveitl. Und der Moos» 
Lauer, der Herberger, der HinterwimMier, der Oberreiter und der 
Schmiedmeister Pregler kriegen eine Zeugenvorladung in Sachen 
Bumberger kontra Schwingenschlögel, vulgo Haberngirgl. 
Die G'schicht is guat — und am 5. Mai is Verhandlung aut! 
Amtsgericht. 
Die Sach' läßt sich anfangs gut an für den Beklagten, denn 
Don den Zeugen hat keiner was gehört, und wenn der Haberngirgl 
schon etwas Unrechts g'sagt hätt', könnt's net so schlimm g'meint 
g'wesen sein. Denn5 der Girgl ist ein kreuzbraver und gebildeter 
Mann und war früher Hausmeister im „Weißen Hasen" zu Vassau. 
So etwas wär dem Girgl gar nit zuzutrauen, geschweige denn — 
Aber der Kramerveitl hat's schriftlich g'habt, und sein Advokaijj 
Herlieft den schriftlichen Tatbestand. 
Also kann der Girgl net aus. 
Hölltenfel! Is der Kramerveitl a Feiner! 
Und wenn der Kramerveitl a Feiner is, is der Haberngirgl 
a Grader! Und sagt in seinem reinsten Hochdeutsch: „Meine Herren! 
Wenn ich wirklich das zum Kramerveitl gesagt haben soll wie 
Duckmäuser, trauriger Hanswurst, Fünserlkramer und gescherter Lackel, 
dann trete ich den Wahrheitsbeweis an!"
	        
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